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Was macht eigentlich… ein Bademeister?

(SH) Eigentlich gibt es ihn gar nicht mehr, den Bademeister. Die korrekte Berufsbezeichnung für denjenigen, der da am Beckenrand steht, ist „Fachangestellter für Bäderbetriebe“. Und natürlich steht dieser Jemand auch nicht nur am Beckenrand herum. So veraltet der Begriff Bademeister ist, so veraltet sind auch die Vorstellungen, die mit diesem Berufsbild einhergehen. Wir wollten wissen, was sich hinter der etwas holprigen Berufsbezeichnung „Fachangestellter für Bäderbetriebe“ verbirgt und waren erstaunt über die Vielfalt der Tätigkeitsbereiche.

„Es sieht nicht nach viel aus, ist aber sehr viel!“

Selina Mollenkopf arbeitet seit 2019 in den Pfullinger Bäderbetrieben, hat aktuell die kommissarische Leitung inne und nimmt die Zusammenfassung beim Interview gleich vorweg: „Es sieht nicht nach viel aus, ist aber sehr viel!“. Die 27jährige ist gerade aus der Elternzeit zurück und hat mit dem Bäderteam alle Hände voll zu tun. Die Hallenbadsaison hat eben begonnen, parallel muss das Freibad noch winterfest gemacht werden. Vier bis sechs Wochen vor und nach dem Saisonschluss im Frei- beziehungsweise Hallenbad ist das Bäderteam parallel in beiden Bädern beschäftigt. Während des Gesprächs klingelt laufend das Telefon: Fragen von Bürgern, Organisatorisches und schließlich eine Anfrage der Nachbargemeinde. Im Eninger Freibad gibt es einen technischen Notfall, Selina Mollenkopf macht sich mit der Feuerwehr sofort auf den Weg ins Pfullinger Freibad, um dort das benötigte Ersatzteil zu holen. Am heutigen Tag geht das, denn mit der Aushilfsfachkraft Christian Lamparter und dem Auszubildenden Erdan Begovic ist das Hallenbad gut besetzt. Fachangestellte für Bäderbetriebe sind momentan allerorts gefragt. Deshalb freut sich die Chefin auf Zeit auch besonders, dass Erdan Begovic nach seiner Ausbildung in Pfullingen bleiben möchte. „Der Beruf ist total abwechslungsreich und hier in Pfullingen sind wir ein tolles junges Team. Ich komme jeden Tag gerne!“ Dem Auszubildenden im dritten Lehrjahr ist die Freude an der Arbeit anzusehen. Viele der Fachangestellten haben Erfahrungen in anderen Bädern gesammelt. Der Vorteil daran sei, dass auch die ein oder andere neue Idee mit nach Pfullingen komme, meint Selina Mollenkopf. Ein Nachteil des in der Vergangenheit häufigen Personalwechsels sind ständig wechselnde Baderegeln. „Klare und einheitliche Regeln aufstellen“ sieht sie deshalb als wichtigste Aufgabe für die nächste Teambesprechung.

Fachkenntnis vom Sprungturm bis in den Keller

Neben all den nicht-alltäglichen Aufgaben gibt es natürlich auch tägliche Routine. Wie sieht ein klassischer Tagesablauf im Hallenbad aus? Dieser fängt ziemlich technisch an: zuerst wird die Chloranlage kontrolliert, gegebenenfalls muss Chlorgranulat aufgefüllt werden. Anschließend geht’s zum Kontrollgang rund um den Beckenbereich. Die Verkehrssicherheit testen bedeutet in diesem Fall auch: es muss auf den Ein- und Drei-Meter-Turm geklettert werden. Von ganz oben geht es danach ganz hinunter in den Keller, wo noch mehr Technik wartet. „Hier ist das Herz des Hallenbads. Da darf nichts ausfallen“, erklärt Selina Mollenkopf. Um das zu gewährleisten, braucht ein Fachangestellter für Bäderbetriebe Knowhow in Sachen Filtertechnik, Chemikalien, Entkalkungsanlage. Wenn dann das Licht an und die Türen geöffnet sind, wartet die allerwichtigste Aufgabe: die Badeaufsicht. Nebenbei stehen noch mehrmals täglich Wassermessungen an. Die Wasserprobe läuft zwar automatisch, wird aber zusätzlich vom Personal von Hand kontrolliert. Nach Badeschluss werden Becken und Beckenumgänge gereinigt und desinfiziert. Auch hier gibt es technische Unterstützung in Form von Beckensaugern.

Zwischen Technik und Menschlichkeit

Die Technik ist das Eine, der Umgang mit Menschen das Andere. Für die Badeaufsicht braucht es ein gewisses Maß an Sportlichkeit, alle zwei Jahre muss das Personal den Rettungsschwimmer-Schein erneuern. Ebenso gefragt sind Persönlichkeit und Menschenkenntnis. Oft sind die Mitarbeiter erste Anlaufstelle für kleinere und größere Verletzungen oder Probleme. „Manche kommen auch nur zu uns, um einfach mal den Frust rauszulassen, auch damit muss man umgehen können und das richtige Maß finden“ berichtet Christian Lamparter. Die Regeln durchzusetzen und gleichzeitig auf die Bedürfnisse der Gäste einzugehen sei manchmal herausfordernd, bestätigt Selina Mollenkopf. Damit besondere Aktionen wie Flutlicht-Schwimmen oder Candle-Light-Advents-Schwimmen stattfinden können, brauche es ein gut eingespieltes Team mit Ideen. Momentan stehen die Chancen gut für Extra-Events, denn „Wenn die Gäste glücklich sind, sind wir auch glücklich“, meint Selina Mollenkopf. Aber erstmal klingelt wieder das Telefon und die junge Frau macht sich auf den Weg ins Rathaus. Heute halten derweil Fachangestellter Justin Drammis und Auszubildender Erdan Begovic im Hallenbad die Stellung. In einer Sache sind sie sich alle einig: der Beruf ist sehr abwechslungsreich und vielseitig und die Arbeit im Pfullinger Bäderteam macht Spaß.

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