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Gangolf Merkle verabschiedet sich als Leiter der Musikschule

(BW) Als Gangolf Merkle vor 34 Jahren nach Pfullingen gekommen war, gab es so etwas wie eine Musikschule in Pfullingen noch nicht. Übrigens auch die Volkshochschule hatte es noch nicht gegeben. Merkle erinnert sich noch schmunzelnd daran, dass er und Ulrich Vöhringer der Leiter der VHS in Pfullingen, sich damals in der gleichen Gemeinderatssitzung beworben hatten. Damals sollten Musikschule und VHS noch in Personalunion verwaltet werden. Doch der Gemeinderat hatte anders entschieden und so wurde Gangolf Merkle der Leiter der Musikschule und Ulrich Vöhringer für die VHS. (Auch Ulrich Vöhringer scheidet zum Ende des Jahres übrigens aus, darüber wollen wir im nächsten Journal berichten.)

 

Auftritte stärken die Persönlichkeit der Schüler

Der gebürtige Rottenburger Gangolf Merkle ist schon früh mit Musik in Berührung gekommen, als Kind und Jugendlicher war er bei den Rottenburger Domsingknaben, hat schon früh, mit 10 Jahren, Klavier gelernt und dann zunächst als Autodidakt Kontrabass gelernt. Ein Musikinstrument das er bis heute viel und gerne spielt. Man denke nur an seine Wilhelm Busch Abende an denen er Klaus Tross mit dem Kontrabass begleitet.

Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr, dort war er dem Musikkorps zugeteilt, studierte er in München Orchestermusik mit Schwerpunkt Kontrabass. Nachdem seine Frau in Sindelfingen eine Anstellung als Lehrerin fand, war er dort an der Musikschule tätig. „Wir haben damals gesagt, wer von uns zuerst eine Anstellung findet, dort ziehen wir hin“, lächelt er.

Als die Stadt Pfullingen dann die Stelle als Leiter der Musikschule ausgeschrieben hatte, hatte sich Merkle beworben und wurde zum 1. Juni 1984 eingestellt. Am 1. Oktober 1984 öffnete dann die Musikschule erstmals ihre Türen. Die ersten Schülerinnen und Schüler betraten erwartungsvoll das Schlossgebäude.

Bereits ein Jahr später führte Gangolf Merkle die, bis heute regelmäßigen und immer gut besuchten, Vortragsabende ein.

Seine Idee war es, den Schülern ein bisschen die Angst vor großen Bühnenauftritten zu nehmen. Die im kleineren Rahmen stattfindenden Vortragsabenden sind dafür ideal, so Merkle. „Wenn Sie hier die Angst vor dem Auftritt verlieren, dann stehen sie auch später souveräner auf der großen Bühne“, davon ist Merkle auch heute noch überzeugt. Letztlich fördert der Auftritt schließlich auch die Persönlichkeit, sowie die geistige und soziale Kompetenz. Dem gleichen Ziel dienen die Ensembles, die es von Anfang an bei der Musikschule gab. Angefangen mit den Blockflötenensembles, Nachwuchsbands oder dem Saxophonensemble. Bekanntestes Beispiel heute ist die Gruppe „3rd floor“. „Wir haben aber auch viele Schüler die heute bei der „Jungen Symphonie“ in Reutlingen mitspielen, die bei Jugend musiziert Preis abgeräumt haben, oder die heute Musik studieren und ihren eigenen Weg in der Musik gehen, “ freut er sich.

Ziel und Leitbild der Musikschule sei es immer gewesen den Schülern eine professionelle, gut fundierte Musikausbildung zu geben. Das fördert und stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein der Schüler, sondern bereichert das musikalische und kulturelle Leben der Stadt Pfullingen, davon ist Merkle überzeugt.

Dankbar ist Merkle deshalb auch, dass die Stadt die Lehrkräfte nach Tarif bezahlt, was nicht selbstverständlich sei, das führe aber dazu, dass man professionelle und qualifizierte Musiker als Lehrer einstellen könne.

 

Heute unterrichtet die Musikschule im Schnitt 500 Schüler im Schlossgebäude. Der Einstieg in die Musik erfolgt meistens über die musikalische Früherziehung. Dann ist klassischer Weise das erste Instrument die Blockflöte, allerdings so Merkle gibt es heute auch verschiedene Instrumente in „Kinderausführung“ wie die Klarinette, die Querflöte oder das Saxophon, selbst den Kontrabass gibt es in kleiner Ausführung. So können die Kinder vielfach schon mit 7 Jahren mit ihrem Wunschinstrument starten. Großen Spaß machen da auch die zahlreichen Kooperationen mit den örtlichen Schulen. Von der Grundschule bis hin zur WHR und dem FSG. Grundsätzlich musste man aber, bedingt durch die vermehrte Mittagsschule an den weiterführenden Schulen, mit dem Unterricht mehr in den Abend reingehen.

 

Das Schloss als Musikschulstandort ist ideal

Das Schloss als Standort für die Musikschule, sieht Merkle nach wie vor als ideal an. Da es einerseits zentral liegt, andererseits aber auch die Nachbarn nicht direkt stört, wenn geübt wird. Zumal es im Sommer mangels guter Isolierung doch recht warm in den Räumen wird und die Fenster geöffnet werden müssen. „Ich denke man könnte mit relativ wenig Aufwand, die Situation im Schloss verbessern“, so Merkle. Er denkt hier beispielsweise an die enge Wendeltreppe, die die Kinder immer rauf müssen, da hat er eigentlich immer befürchtet, dass mal was passiert, die Freitreppe als Zugang zu den oberen Räumen wäre da besser. Auch eine Schallisolierung für einige Räume wäre sehr sinnvoll. Ein Aufzug mit dem man die schweren Instrumente hoch und runter transportieren könnte wäre ebenfalls wünschenswert.

Außerdem fehle definitiv ein Raum mit Platz für rund 200 Personen mit einer vernünftigen Infrastruktur, wo der Flügel ausreichend Platz findet, die Akustik und die Beleuchtung stimmt.

 

Kulturhaus wäre schön

Jetzt übergibt er die Leitung an Martin Förster. Doch Gangolf Merkle, Musiker mit Leib und Seele kann sich nicht vorstellen, komplett aus dem Musikbetrieb in Pfullingen auszuscheiden. So wird er zumindest übergangsweise auch weiterhin Unterricht auf dem Kontrabass geben. „Ich könnte mir auch vorstellen einen Projektchor zu leiten oder mit Klaus Tross gemeinsam die Wilhelm Busch Reihe fortzusetzen, das würde mir sehr viel Spaß machen“, so Gangolf Merkle. Literatur und Musik in Verbindung, das ist auf jeden Fall sein Steckenpferd. In diesem Zusammenhang, so Merkle ist ihm auch das Kulturhaus ein großes Anliegen. Mit Wehmut denkt er an die schönen Konzerte im 2. Stock der Klosterkirche, „die akustischen Bedingungen dort waren ideal, da konnte man eine Stecknadel fallen hören“ schwärmt er. Dass man diese Räumlichkeiten einmal wieder nutzen kann, das wäre sein großer Wunsch an die Stadtverwaltung.

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