Heimische Wildkräuter: Medizin aus dem Wald
(SH) Egal ob Dornenhecke, unscheinbare Halme am Wegesrand, ein alter Baum oder bunte Blüten: Sabrina Proisy kennt sie fast alle. Die Namen, Wirkstoffe und besonderen Eigenschaften der Kräuter und Pflanzen auf Feld, Wald und Wiese. Ich bin unterwegs auf einem herbstlichen Kräuterspaziergang mit Heilpflanzenexpertin Sabrina Proisy und beeindruckt von der Pflanzenvielfalt, die sich uns im heimischen Wald zeigt.
Schon nach wenigen Metern hätten wir genügend Material für einen Wildkräutersalat beisammen. Wir lassen die Pflanzen aber an Ort und Stelle, denn nicht jeder Platz eignet sich zum Sammeln von Wildkräutern. Auf beliebten Hundespazierwegen oder gedüngten Wiesen ist es besser, keine Pflanzen und Früchte zu verzehren. Und auch anderswo sollte man sich schon genau auskennen, schließlich gibt es immer auch giftige Artverwandte. Dafür erfahren wir allerhand Bemerkenswertes über Distel, Weißdorn, Birke und Co. Und lernen, dass auch Unkraut sehr gesund sein kann. Brennnessel, Löwenzahn und Girsch haben zum Beispiel allesamt essbare Pflanzenteile mit gesunden Inhaltsstoffen. Sogar zwischen unscheinbarem Wiesengras finden wir noch ein heilsames Kraut: den Spitzwegerich. Als sogenanntes Indianerpflaster kann man diesen bei Stichen und kleineren Verletzungen auf der Haut reiben. Nicht nur biologisches Wissen sind Thema des Kräuterspazierganges, sondern auch die Bedeutung der Pflanzen im Brauchtum und in der Mythologie. Der Holunder gilt beispielsweise als Schutzbaum und war deshalb in früheren Zeiten auf jedem Hof zu finden. Schnell entsteht ein angeregter Austausch unter den Teilnehmern. Jeder findet intuitiv „seine“ Pflanze und will mehr wissen über deren Wirkkraft. Sabrina Proisy erzählt auch über das Wesen der Pflanzen: welche Energie haben die Pflanzen und wie wirken sie auf Körper und Psyche des Menschen? Am Ende des Spazierganges sind wir voll von Informationen und Sinneseindrücken und stellen einheitlich fest: schnell mal eben durch den Wald laufen können wir nicht mehr. Schließlich gibt es am Wegesrand so viel Heilsames und Leckeres zu entdecken.
Altes und neues Pflanzenwissen vereint
Ihre Liebe zu Kräutern und Pflanzen entdeckte Sabrina Proisy schon als Kind. In Omas Garten hatte sie ein eigenes Kräuterbeet und liebte es, auf Blumenwiesen Sträuße zu pflücken. Später machte sie eine Ausbildung zur Staudengärtnerin. Auf das Studium der Landschaftsarchitektur folgte eine weitere Ausbildung in Heilpflanzenkunde. Neben ihrem Beruf als Landschaftsarchitektin bietet sie transpersonales Coaching an und möchte ihre Begeisterung für heimische Wildkräuter bei Waldspaziergängen teilen.
Waldspaziergang mit Kräuterkunde
Teilnehmen können einzelne Interessierte oder auch Gruppen. Die Spaziergänge dauern meist 2-2,5 Stunden und finden entweder im Wald rund um Pfullingen statt oder auch auf individuellen Wunschstrecken der Teilnehmer.
www.sabrinaproisy.de
Rezept für Wildkräuterpesto
100g Sonnenblumenkerne
ohne Fett anrösten
mit 1-2 Hand voll
Wildkräuter,
Saft von 1 Orange,
1 Knoblauchzehe,
Salz, Pfeffer,
6-8 EL Olivenöl pürieren
Als Wildkräuter eignen sich z.Bsp. Brennnessel, Löwenzahn, Girsch, Wiesenlabkraut, Schafgarbe, Bärlauch. Von Kräutern, die ätherische Öle enthalten, wie wilder Oregano und Thymian, sollte nur wenig dazu gegeben werden. Falls es bitter schmeckt etwas Zucker dazugeben in ein sauberes Glas abfüllen, mit Olivenöl bedecken und im Kühlschrank aufbewahren.
Das Pesto schmeckt als Brotaufstrich, als Dip an Gemüse, zu Nudeln oder auch in Salatsoßen