Innovation . PILL GmbH Blackhole Prozess in der Leiterplattenherstellung
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Eine immerwährende Wahrheit, wie schon Erich Kästner wusste. Um den steigenden Marktanforderungen besser begegnen zu können hat die Becker & Müller Schaltungsdruck GmbH aus Steinach im Kinzigtal in der Nähe von Offenburg in eine neue PILL-Anlage für das Direktmetallisierungsverfahren BlackHole HT investiert. Mit dieser neuen Anlage lassen sich Kundenwünsche in noch besserer Qualität realisieren.
Mit diesem weiter optimierten Verfahren zur Durchkontaktierung wurde in die Zukunftsfähigkeit der Firma investiert. Die neue Direktmetallisierungschemie „BlackHole HT“ wurde vom Hersteller MacDermid auf der Fachmesse ‚Productronica‘ im November 2011 in München präsentiert. Schnell war für Michael Becker und Xaver Müller klar, dass der neue BlackHole HT Prozess hervorragend zu den Anforderungen ihrer schnellen Prototypen und Kleinserienfertigung passt.
Der BlackHole HT-Prozess ist die Reaktion von MacDermid auf die immer höheren Anforderungen in der Leiterplattentechnik. Er bietet für die Fertigungen z. B. große Prozesssicherheit auch bei PTFE- Leiterplatten und hochlagigen Multilayerboards mit Kupferkaschierungen auch kleiner als 18µm Kupfer Innenlagen. BlackHole HT ist eine alkalische auf Kohlenstoff basierende Suspension mit sehr niedriger Viskosität – in etwa vergleichbar mit Wasser. Die Teilchengröße der Kohlenstoffpartikel liegt bei nur 80-200 Nanometer. Aufgrund der niedrigen Viskosität und der sehr geringen Partikelgröße ist eine ausgezeichnete Belegung mit Kohlenstoff bis in die kleinsten Kavernen und größten Rautiefen, die beim Bohrprozess entstehen können, gewährleistet.
Für die Umsetzung des BlackHole HT-Prozesses hat sich Becker & Müller für eine Anlage der PILL GmbH entschieden. Pill ist bekannt für individuelle Anpassungen ihrer Anlagen an Kundenbedürfnisse. Die strategische Zusammenarbeit zwischen der Leiterplattenfertigung aus dem Schwarzwald und dem renommierten Anlagen-Bauer aus Auenwald ist seit 22 Jahren erprobt und vertrauensvoll. In der Produktionsstätte in Steinach stehen weitere PILL-Maschinen, von der Ätzmaschine über Vor- und Nachreinigung bis hin zu Fotoresist- und Lötstopplackentwickler.
Die Planungen und Vorbereitungen für die BlackHole HT-Anlage hatten sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten erstreckt. Der letztendliche Aufbau der bei PILL getesteten und neuen 10-Meter-Anlage hat 4 Tage vor Ort gedauert. Ein Team aus Mitarbeitern aller beteiligten Firmen – Becker & Müller, PILL, MacDermid – begleitete die Qualifizierung und Feinabstimmung bei Probeläufen mit Testpanels. Dietmar Seifert, Geschäftsführer von PILL, war selbst beim Freigabeprozess dabei: „Die Zusammenarbeit mit dem Chemielieferanten und eine feine Qualifizierung, Übergabe und Zusammenarbeit im Team vor Ort erhöht die Prozessqualität der Produkte vom ersten Tag an.“
Die horizontale Anlage zur Direktmetallisierung mit einer Kohlenstoff-Suspension besteht aus 15 hintereinander angeordneten Modulen. Vom Einlaufmodul bis hin zur Ausgabe am Ende durchlaufen die Leiterplatten alle notwendigen Schritte des Prozesses in nur 20 Minuten. Gegenüber konventionellen Durchmetallisierungsverfahren auf Chemisch-Kupfer-Basis kann das einer Zeitersparnis von bis zu 87% entsprechen.
Der zentrale Arbeitsschritt findet natürlich im BLACKHOLE MODUL statt. Hier werden die Leiterplatten im speziellen MacDermid-Medium ‚getaucht‘ und einer Oberflächenbehandlung unterzogen. Durch die Bohrungsdurchflutung von oben und unten mit einer Kohlenstoff-Suspension auf der kompletten Substratoberfläche – einschließlich der Bohrungsinnenwände – wird eine leitende Schicht abgelagert.
Im nachfolgenden Microclean Modul ist das Ziel bei geringstem Kupferabtrag, den Kohlenstoff restlos zu entfernen und gleichzeitig eine fleckenfreie Oberfläche zu erzeugen, die ein direktes Laminieren mit Trockenfilm ermöglicht.
Als günstiger Nebeneffekt der Direktmetallisierung wird die Abwassermenge im Vergleich zum konventionellen Prozess durch einen deutlich reduzierten Ätzabtrag noch weiter verringert – im Endeffekt kann es bis ca. 88% sein. Auch der geringere Chemieverbrauch bei der PILL-Anlage, wegen der geringeren Ätzrate, wirkt sich finanziell wie umwelttechnisch absolut positiv aus.
Rekordverdächtig ist die Zeiteinsparung bei den Rüstzeiten – 97% (!) Vorteil auf Seite des BlackHole HT-Verfahrens. Die PILL Anlage mit der neuen Chemie kann in kürzester Zeit hochgefahren werden und bedarf nur weniger Analysen im Labor. Im Prinzip kann die Anlage deshalb rund um die Uhr auf Standby bleiben. Mit dem optimierten Verfahren sind die Eildienstzeiten von 6 Stunden zwischen Auftragseingang und Auslieferung weiterhin zuverlässig anzubieten. Das ist ein großartiger Vorteil in der Prototypenfertigung, dem Hauptfokus von Becker & Müller.
Und die ersten Ergebnisse sprechen für sich. Analysen, Schliffbilder, Qualitätsproben und Rückmeldungen der Kunden waren bisher durchgehend positiv. Die Geschäfte bei Becker & Müller liefen in den vergangenen Jahren erfreulich gut und das Unternehmen konnte weiter wachsen. „Die in der Industrie erwartete Abkühlung wird jedoch kommen“, sind sich Xaver Müller und Michael Becker sicher. Aber dieser schauen die Geschäftsführer mit großer Ruhe entgegen. Auch schon während des letzten Marktabschwunges konnte dank der Diversifikation und der breiten Kundenstruktur z. B. in einen neuen Firmenanbau investiert werden.
Becker & Müller geht optimistisch in die Zukunft und die Investitionsplanung wird weiter vollzogen. „Wir investieren weiter in Qualität und Service.“ Eine gute Strategie zur Krisenvorbeugung. Eine der nächsten geplanten Investitionen wird beispielsweise ein Direktbelichter sein, um die Fertigung noch weiter zu verbessern und zu optimieren.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!