Praktische Erfahrungen mit dem Elektroauto
Das Ehepaar Britta und Hartmut Wayand aus Pfullingen benutzt seit circa 2 Jahren zwei Hybrid-Elektroautos. Wir fragten nach, wie sich die E – Autos in der Alltagspraxis bewähren.
Journal: Bevor wir auf die angeblichen Vorteile von E – Autos kommen, eine grundsätzliche Frage vorweg: Wäre es nicht umweltfreundlicher, wenn sie als Eheleute auf ein Auto ganz verzichten würden und versuchen würden, mit einem Auto auszukommen?
Britta Wayand: Natürlich wäre das umweltfreundlicher, aber es geht nicht. Wir sind beide berufstätig, müssen jeden Tag zur Arbeit. Auch müssen wir während der Arbeit oft den Arbeitsort wechseln.
Journal: Haben Sie reine Elektro – Autos?
Hartmut Wayand: Nein, wir haben sogenannte Hybrid – Autos, das heißt, wenn wir nicht mit Strom aus der Autobatterie fahren, dann können wir – ohne anzuhalten – umschalten auf einen Verbrennungsmotor. Im normalen Straßenverkehr merkt das keiner, ob wir elektrisch oder mit Benzin unterwegs sind.
Journal: Was sind dann die Vorteile von E – Autos für die Umwelt?
Hartmut Wayand: Man kann in der Stadt und auf kurzen Strecken ohne Abgase unterwegs sein. Und wir sind so leise unterwegs, dass der Gesetzgeber sogar vorschreiben will, dass E – Autos künstlich ein Geräusch erzeugen muss, wenn wir langsamer als 25 km/h fahren, damit blinde Fußgänger das Auto hören können. Wenn wir schneller fahren als 25 km/h, dann reicht das Rollgeräusch der Räder, um das E – Auto zu hören.
Britta Wayand: Das E – Auto stößt während der Fahrt auf der Straße auch keine schädlichen Abgase aus, es heult auch nie auf, weil wir nicht schalten müssen.
Journal: Wird dann nicht einfach die Schadstofferzeugung auf die Elektrizitätswerke verlagert, die den Strom erzeugen?
Hartmut Wayand: Wir erzeugen einen Teil unseres Stroms selbst durch Solarzellen auf unserem Hausdach und dabei entsteht überhaupt kein Abgas.
Journal: Wenn das alles so toll ist, bleibt doch die Frage, warum kaufen die Deutschen trotz Kaufpreiszuschüssen der Bundesregierung so wenig E – Autos? Sind sie zu teuer?
Hartmut Wayand: In der Tat waren die großen E – Autos aus Amerika bedeutend teurer als normale Benziner. Sonst gab es eher kleine Autos, wie z.B. Renault Zoe oder Nissan Leaf. Das ändert sich gerade, weil aus Asien, Deutschland und aus anderen Ländern in den nächsten Monaten jetzt Mittelklasse Autos mit brauchbaren Reichweiten. Volkswagen baut derzeit in Deutschland und China E – Autofabrik auf. Wir persönlich konnten unsere E – Autos schon vor zwei Jahren anschaffen. Beides sind Leasingfahrzeuge.
Journal: Wie löst sich das Problem mit der begrenzten Reichweite der Batterien?
Britta Wayand: Für mich ist das überhaupt kein Problem. Ich fahre täglich nicht mehr als 30 Kilometer und dafür reicht der Strom aus der Batterie.
Hartmut Wayand: Mein Auto hat eine größere Batterie mit einer Reichweite von über 40 Kilometern, auch das reicht für das tägliche Pendeln zur Arbeit und bei längeren Fahrten schaltet das Auto automatisch auf den Benziner um.
Journal: Die Fachleute sagen, eine Batterie könne nicht beliebig oft aufgeladen werden. Spätesten nach tausend Aufladungen breche die Batterie zusammen. Bei ihnen beiden kommen die Autos aber jede Nacht an die Steckdose.
Hartmut Wayand: Das ist nicht ganz richtig, denn die Batterien brechen nicht zusammen, verlieren aber an Kapazität. Aber nach 1000 Ladungen sollte immer noch 80-90% der Kapazität da sein. Dabei zählen auch nur volle Ladezyklen von einer Aufladung einer leeren Batterie ausgehen. Wenn wie bei uns nur „nachgeladen“ wird, ist dies nur ein der entsprechende Bruchteil. Hochgerechnet mit 1000 Ladezyklen für eine Reichweite von 40 Kilometern ergibt dies für meine Autobatterie eine Lebensdauer von 40 000 Kilometern für die Kurzstrecken.
Journal: Es wird behauptet, das E – Auto springe bei großer Kälte nicht an und die Heizung würde die ersten 10 Kilometer Fahrt nicht funktionieren.
Hartmut Wayand: Dieses Problem ist bei uns noch nie aufgetreten und kann man die elektrische Heizung per Schaltuhr oder durch Handy – Anruf gestartet wird, wobei diese Heizung ihre Energie aus der normalen Steckdose und nicht aus der Autobatterie bezieht, wenn das Auto eingesteckt ist.
Journal: Werfen wir nochmals einen Blick in die Zukunft. Wie entwickelt sich der Menschen- und Gütertransport in Deutschland?
Hartmut Wayand: Ich denke das Auto wird nie ganz verschwinden, weil sich die Menschen immer frei und individuell fortbewegen wollen. Die Antriebssysteme werden eher elektrisch sein, hierfür wird das Tankstellennetz immer mehr ausgebaut werden. An den Tankstellen wird es Schnellladeplätze geben oder noch einfacher – wie es eine chinesische Firma in China vormacht, es wird einfach in 3 Minuten die Batterie ausgetauscht, die leere Batterie wird rausgenommen und eine volle Batterie wird reingeschoben. Die Autos werden viel billiger, denn es gibt keinen Motor mehr mit dem Auf und Ab von Kolben, sondern nur noch einen rundlaufenden Elektromotor. Durch den viel kleineren Motor und den Verzicht auf das Schaltgetriebe wird es künftig im Innenraum mehr Platz für die Passagiere geben und der Laderaum fürs Gepäck wird größer. Das Auto wird sogar sicherer, weil bei einem Aufprall kein schwerer Motor auf die Insassen gedrückt wird, die ganze Schnauze des Autos ist lebensrettende Knautschzone.
Journal: Wenn Sie morgens vom Ahlsberg runter zur Arbeit fahren, was freut sie da besonders, wenn sie elektrisch unterwegs sind?
Eheleute Wayand gemeinsam: Weil es nach Reutlingen bergab geht, dass wir unter Verzicht aufs Bremsen weniger Feinstaub erzeugen und dabei noch unsere Autobatterie aufladen.
Journal: Wir danken für das Gespräch.