Nussbaumweg in Unterhausen: Nachhaltiges Projekt des Obst- und Gartenbauvereins Lichtenstein
(SH) Noch nicht eröffnet, aber schon bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt: Das Interesse am 2,5 km langen Nussbaumweg in Unterhausen ist bereits vor seiner Fertigstellung groß. Kein Wunder, denn es geht hier nicht nur um einen Weg und ein paar Nussbäume, sondern um viel mehr. Mitten in den Diskussionen um FFH-Gebiete (=Flora-Fauna-Habitat Gebiete), Naturschutz und die Neuentdeckung der Artenvielfalt scheint das Projekt des Obst- und Gartenbauvereins Lichtenstein den aktuellen Zeitgeist genau zu treffen.
Die Idee für den Nussbaumweg stammt von Alfons Reiske, Vorsitzender des OGV. Das Gebiet, das an den Schau-garten des OGV angrenzt, trägt den Namen „Nussbaum“ und dort stehen bereits viele alte Nussbäume, da lag die Idee mit dem Nussbaumweg also nahe. Mit dem Weg will der Verein den Streuobstwiesenbesitzern Alternativen zum Anbau der üblichen Obstbäume zeigen. „Der Nussbaumweg soll in erster Linie keinen herkömmlichen Lehrpfad repräsentieren, sondern als beratende Diskussionsgrundlage für die Streuobstbauern dienen, um so Anregungen, Erfahrungen, Chancen und Probleme zu kommunizieren“, heißt es in einem Antrag des OGV. Damit dies gelingt wurden im Frühjahr 24 Walnuss- und 15 Haselnussbäume gepflanzt, insgesamt 20 verschiedene Sorten. Damit soll herausgefunden werden, welche Sorte sich in Zeiten des Klimawandels am besten für die Region eignet.
Gerne hätte der OGV die Bäume in Deutschland gekauft, da waren aber keine mehr zu bekommen, weshalb diese mit Hilfe der Firma Rall in der Schweiz erworben wurden. Wichtig war, dass die Bäume aus derselben klimatischen Zone stammen, damit sie sich in Unterhausen gut entwickeln können. Aus dem Norden hätte man auch Bäume bekommen, „aber wir können hier ja schlecht Sand aufschütten, damit sich die Bäume heimisch fühlen“, scherzt Werner Neubrander, Pressewart des Vereins. Die lange Trockenzeit in diesem Sommer war grenzwertig für die frisch gepflanzten Bäume, am Ende haben es aber alle gut überstanden und es können schon Nüsse geerntet werden.
Unterstützung erhält der Verein
vom Biosphärengebiet und der Gemeinde Lichtenstein
Eigens für den Nussbaumweg entsteht eine neue Homepage, auf der zukünftig die Entwicklung der Bäume dokumentiert werden soll. Entstehung, Wachstum und Ertrag soll hier für die Öffentlichkeit zugänglich festgehalten werden. Jeder Baum bekommt ein eigenes Schild mit einem QR-Code, so können Spaziergänger direkt vor Ort per Handy alle Informationen zum Baum abrufen. Zum Konzept gehören auch zwei Bänke, die an schönen Aussichtspunkten entlang des Weges aufgestellt werden. Für die Finanzierung dieser sucht der OGV noch Spender. Mit dem Weg will sich der Verein auch als Ausflugsziel für andere Obst- und Gartenbauvereine interessant machen, man erhofft sich so eine Bereicherung für den örtlichen Tourismus. Ein Konzept, das aufzugehen scheint, schon jetzt gebe es viele Anfragen, berichtet Alfons Reiske. Geplant sind außerdem Führungen für Schulklassen und andere Vereine. Der nächste geführte Rundgang findet am Samstag, dem 13. Oktober in Zusammenarbeit mit der vhs statt.
Alle reden vom Naturschutz, aber keiner weiß wie`s geht.
Der erste Teil des Projektes war erfolgreich: die frisch gepflanzten Bäume reihen sich anschaulich wie in einer Allee auf den Obstwiesen. Der zweite Teil steht noch bevor: die vielen alten Nussbäume, völlig zugewachsen von Hecken und anderen Bäumen, müssen freigeschnitten werden. Auf der Gemeindewiese sei seit 20 Jahren nichts gemacht worden, erklärt Reiske, „da ist inzwischen mehr Wald als Wiese“. Am liebsten würde er sofort anfangen, die Nussbäume von Eschen und Buchen zu befreien, er wartet aber noch auf die amtliche Genehmigung hierfür. Die Gemeinde Lichtenstein sei da zum Glück sehr kooperativ, „auch wenn es manchmal a bissle dauert mit den Genehmigungen“, schmunzelt der Vorsitzende. Dafür hat er Verständnis, es gebe ja noch andere wichtige Projekte in Lichtenstein. Alfons Reiske weiß wovon er spricht, schließlich ist er Mitglied im Gemeinderat. Deutlich mehr Arbeit als das Pflanzen, Pflegen und Freischneiden der Bäume macht dem OGV die Überwindung bürokratischer Hürden. Der Weg liegt im Biosphärengebiet, Teile davon im Naturschutzgebiet und auf FFH-Wiesen. Um den Nussbaumweg realisieren zu können waren deshalb unzählige Anträge und Formulare für verschiede Ämter und Naturschutzbehörden notwendig. Dabei ist dem Vorsitzenden so manch Kurioses begegnet. Zum Beispiel wurde das Pflanzen der Bäume zunächst untersagt mit der Begründung, dass diese zu viel Schatten auf die angrenzende FFH-Wiese werfen. „Alle reden vom Naturschutz, aber keiner weiß wie`s geht. Wir müssen doch auch mal was ausprobieren dürfen, damit wir wissen wie die Obstwiesen weiter gut bewirtschaftet werden können,“ ärgert sich Reiske über manch fragwürdige Entscheidung. Umso mehr weiß er die Arbeit seiner Vereinsmitglieder zu schätzen, die fleißig mit anpacken. Der Weg soll im Frühjahr 2019 fertig sein und offiziell eingeweiht werden. Bis dahin sollen dann auch die passenden Schilder aufgestellt sein. Für diese fehlt bis dato noch – klar, die Genehmigung.