Hochgehtürmt: Premiumwanderweg in Pfullingen
(SH) So manch einheimischer Wanderer hat sich schon gewundert über die neuen hellgrünen Wanderschilder entlang der beliebten Hausstrecke rund um die Pfullinger Unterhos. Rundweg „hochgehtürmt“ ist darauf zu lesen. Zwei große Tafeln an den Parkplätzen Ziegenweide und Wanne informieren über die „Hochgehberge“. Was es damit auf sich hat? Seit Ende März, rechtzeitig zum Beginn der Wandersaison, ist es amtlich: auch Pfullingen hat nun einen zertifizierten Premiumwanderweg. Die Premiumschilder warten schon einige Zeit am Wegesrand, nun darf sich auch der Weg selbst Premium nennen.
Hochgehberge als Produktmarke
Hochgehtürmt ist einer von 21 Wegen, die unter der Produktmarke Hochgehberge ausgezeichnet sind. Hinter der vor einem Jahr entstandenen Marketing-Strategie steht ein Zusammenschluss der Landratsämter Reutlingen und Esslingen, 19 Kommunen und des Landes Baden-Württemberg, vertreten durch die Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Die Hochgehberge sollen mit ihren Prädikatswegen die Wanderregion Mittlere Alb, Albtrauf und Biosphärengebiet Schwäbische Alb bekannter machen. Weitere Spazier- und Wanderwege der Marke Hochgehberge gibt es zum Beispiel in: Lichtenstein „hochgehträumt“, St.Johann/Eningen „hochgehflogen“, Reutlingen-Breitenbach „hochgehwachsen“, Gönningen „hochgehkämpft“ und Gomadingen „hochgehsprudelt“.
Tolle Aussichten, blühende Wiesen, schöne Wälder und beeindruckende Felsformationen
Start des Pfullinger Rundweges „hochgehtürmt“ ist am Wanderparkplatz Landesziegenweide, der wiederum ist ab dem Freibad ausgeschildert. 9,4 km lang ist der abwechslungsreiche Weg, der einiges an Naturerlebnissen zu bieten hat. Zunächst führt ein schmaler Waldpfad stetig bergauf bis zur Wiesenfläche „Wanne“. Wer den Weg ganz früh morgens geht, kann sich an einem besonderen Highlight erfreuen: Beim Austritt aus dem schattigen, kühlen Wald auf die Wiese tauchen die noch tief stehenden Sonnenstrahlen den Wanderer urplötzlich in morgendliches warmes Sonnenlicht. Es braucht nur einen Schritt aus dem Wald heraus, um ein wunderschönes Panorama zu erblicken. Die menschenleere Blumenwiese mit dem Fritz Boley-Denkmal, von oben strahlt der Schönbergturm, Namensgeber der Tour.
Weiter geht’s quer über die Wiese und wieder in den Wald hinein. Zu dieser Jahreszeit riecht man sie hier, bevor sie sichtbar werden: die Bärlauchfelder am Wegesrand. Die Pflanze strotzt vor gesunden Vitaminen. Gerade in diesen Zeiten verlockend, zur Stärkung der Abwehrkräfte eine Handvoll mitzunehmen. Das ist allerdings nur dann empfehlenswert, wenn man den Bärlauch von seinen giftigen Artgenossen unterscheiden kann. Und noch eine Pflanze wächst hier im Wald, passend zur Corona-Zeit: das Lungenkraut. In wunderschönem lila, mit weiß gefleckten Blättern blüht es am Waldboden. Die Pflanze trägt ihren Namen nicht zufällig, ihr wird positive Wirkung auf die Atemwege nachgesagt. Auch hier reicht es, sich am Anblick der Pflanze zu erfreuen, bitte nicht aus Angst vor Covid-19 alles, was lila blüht, mitnehmen! Auch diese Pflanze hat ähnlich aussehende, giftige Artgenossen und der Wald dankt es Ihnen, wenn die Pflanzen stehen bleiben.
Ein weiterer, kurzer Anstieg führt den Wanderer dann zum Wackerstein. Hier lohnt sich eine Pause, um den wunderschönen Ausblick zu genießen. Über moosbewachsene Kalkfelsen führt der Weg weiter bis zur Hochwiese Won und dort direkt wieder in den Wald hinein. Nun läuft man unterhalb der Felsen zurück, diesmal weisen die Schilder den Weg zum Schönbergturm. Auch hier ist eine Pause Pflicht, um den Turm von unten zu bewundern oder um hochzusteigen und die Rundumsicht zu genießen. Zurück zum Parkplatz geht es nun wieder über die Wanne und im Wald bergab, Anfangs- und Endstück des Weges sind identisch. Mindestens 2,5 Stunden reine Gehzeit sollte man für die Strecke einplanen und natürlich genügend Zeit für Pausen, um Aussicht und Natur zu genießen.
Der Wegentwurf stammt vom Schwäbischen Albverein
Der Premiumweg ist so gut beschildert, dass sich auch nicht ortskundige Wanderer gut zurechtfinden. Nur ein Kriterium von vielen für die Zertifizierung des Deutschen Wanderinstituts. Das Institut setzt hohe Standards für die Bewertung der Premiumwege: 34 Kriterien liegen der Beurteilung zugrunde. Diese wiederum sind so komplex, dass pro Kilometer rund 200 Merkmale aufgenommen werden müssen. Die derart aufwendige Wegeinventur kann deshalb, laut Wanderinstitut, nur von geschultem Fachpersonal vorgenommen werden. Für den hochgehtürmt-Weg gab es von den Experten für Wanderpsychologie eine ausgesprochen positive Bewertung, es darf also bedenkenlos premiumgewandert werden. Hierüber freut sich besonders der Schwäbische Albverein. Die Ortsgruppe Pfullingen wurde von der Stadt mit ins Hochgehberge-Boot geholt und erarbeitete den Entwurf für den Premiumweg. „Für mich bringt der Weg vor allem viel Arbeit“, meint Gerhard Stolz vom Schwäbischen Albverein, der zuständig ist für die Wegemarkierung nicht nur des Premiumwanderweges. Arbeit, die sich hoffentlich lohne, denn der Weg selbst sei ja schon vorher dagewesen. „Mit der Zertifizierung soll der Wandertourismus in der Region angekurbelt werden. Massen wie in Urach wollen wir natürlich nicht, aber wir wollen es den Leuten leicht machen, die Natur zu genießen“, erklärt Gerhard Stolz.
Den Premiumwanderweg von Lichtenstein „hochgehträumt“, werden wir Ihnen dann im nächsten Journal vorstellen.
Alle Wege und mehr Informationen unter www.hochgehberge.de und www.wanderinstitut.de