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Der Kittel brennt – IHK Präsident Christian Erbe fordert klare Perspektiven für die Wirtschaft

(BW) „Wir brauchen klare Perspektiven für die Wirtschaft“, das fordert der Präsident der Industrie- und Handelskammer Reutlingen Christian O. Erbe. Zwar gehe es der Industrie im Schnitt noch relativ gut aus, das Tief aus dem letzten Sommer haben die Betriebe weitgehend überwunden, das liegt nach Einschätzung der IHK aber vor allem an dem Export, so liegt der Auslandsumsatz nur 5% unter dem Wert aus dem Jahr 2019, es gehe aufwärts ist sich Erbe sicher.

Ganz anders sieht es aber beim Einzelhandel, dem Gastgewerbe und den personennahen Dienstleistungen aus. Dort wird die Lage als schlecht beurteilt und die Aussichten sind nur unwesentlich besser. Im Handel sprechen nur 17 Prozent von einer guten aber 23 Prozent von einer schlechten Lage. Während im Lebensmittelhandel die Umsatzzahlen zugelegt haben, ist insbesondere der textile Einzelhandel stark betroffen. Im Hotel- und Gastgewerbe gehen die Werte noch weiter auseinander. Hier stehen sieben Prozent „gut“ 86 Prozent „schlecht“ gegenüber, so Erbe.

Hier zeigt sich, dass pauschale Schließungen, nicht die Lösung sind und es für bestimmte Unternehmen erlaubt sein muss wieder zu öffnen. „Die Schließungen nagen am unternehmerischen Selbstbewusstsein und es fehlt die Gleichbehandlung der Wirtschaft“, so Erbe. So sei es nicht nachvollziehbar, dass beispielsweise Strümpfe und Wäsche als Dinge des täglichen Bedarfs in einem großen Einzelhandelsbetrieb verkauft werden dürfen, in einem Fachgeschäft aber nicht. Ein weiteres gutes Beispiel ist auch der Verkauf von Blumen. So werden die Schließung als nicht gerecht empfunden und die Akzeptanz schwindet.

Aus Sicht von Erbe gibt es gute Konzepte, wie Unternehmen dafür sorgen können, dass geöffnet werden kann und dass Geschäfte und Gastronomien nicht zu voll werden – etwa über Terminvergaben, Einlassbeschränkungen oder eine bestimmte Kunden- oder Gästeanzahl pro Quadratmeter. „Das geht alles und dass es geht, haben die Betriebe mit ihren Hygienekonzepten ja schon gezeigt“, sagt der IHK-Präsident.

Lockdowns hinterlassen Spuren

„Der Kittel brennt“ unterstreicht auch der Geschäftsführer der IHK Dr. Wolfgang Epp, „wir erhalten täglich Briefe, mit dem Inhalt: wir können nicht mehr!“. Er fürchtet, dass mit dem Auslaufen der staatlichen Hilfen eine Insolvenzwelle auf uns zurollen wird. Die staatlichen Unterstützungen müssen fortgesetzt werden, weil viele Betriebe völlig unverschuldet in die Krise geraten sind. „Es ist richtig, dass der Staat gefördert hat und es weiter tut“, so Christian O. Erbe. Das ist für ihn auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Der Handel gehört zur Innenstadt, das Gastgewerbe ist Teil unseres Lebensstils genauso wie Veranstaltungen, Reisen und viele personennahe Dienstleistungen.“ Eine echte wirtschaftliche Besserung für diese Branchen erwartet die IHK aber erst ab 2022 wieder.

 

Wirtschaft muss sich neu erfinden

Mit Blick auf die kommenden Jahre ist es aus Sicht der IHK nötig, dass sich die regionale Wirtschaft weiter neu erfindet. Da aufgrund der Pandemie jetzt viele Kunden noch digitaler unterwegs sind, wird es für viele insbesondere kleinere Betriebe, die diesen Weg nicht gehen wollen oder können, noch schwieriger. Die IHK wird daher weiter in Projekte für die Digitalisierung von Unternehmen, des Technologietransfers und der globalen Markterschließung investieren. „Wandel und Weiterbildung sind entscheidend. Nach der Pandemie müssen wir uns wieder verstärkt um die Fachkräfteentwicklung kümmern“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp.

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