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Bergwacht feiert ihren 70ten Geburtstag

(BW) Eine Wanderin mit Flip Flops das Zickzackwegle zur Wanne hinauf… heutzutage leider keine Seltenheit, so der Pfullinger Bergwachtleiter Felix Sommer, auf die Frage warum es überhaupt in Pfullingen eine Bergwacht braucht. In den letzten Jahren sind die Einsätze immer häufiger geworden, bestätigt auch Jochen Boley der 16 Jahre lang der Leiter der Pfullinger Bergwacht war und erst im Frühjahr diesen Jahres die Leitung an Felix Sommer übergeben hat.

Vor allem der steigende Tourismus und die Beliebtheit der neu geschaffenen Premiumwanderwege führt dazu, dass immer mehr Menschen, die nicht genügend vorbereitet sind, auf den steilen Wegen verunglücken. So erinnern sich beide noch an einen amerikanischen Touristen, der dachte er könne quasi senkrecht zum Schloss Lichtenstein hochklettern. „Die Leute verkennen, dass wir hier immerhin ein Mittelgebirge haben,“ erklärt Jochen Boley. „Durch den Baumbestand sieht man das zwar nicht richtig runter, aber wenn sie hier zum Beispiel am Wackerstein oder dem Rutschenfelsen ins Rutschen kommen, dann sausen sie 200 bis 300 Meter nach unten, da hält sie nichts“!!, macht Jochen Boley deutlich. Allein im vergangenen Winterhalbjahr wurden die Bergwachtler zu rund 22 Einsätzen dazu gerufen. Der Notruf „Sturz im Hang“ oder aus unwegsamem Gelände ruft sie, neben DRK und Polizei, automatisch mit auf den Plan.

Fundierte Ausbildung ist Voraussetzung

Damit sie in diesem Fall überhaupt tätig werden können, muss jeder der in einen solchen Einsatz geht eine dreijährige Ausbildung absolvieren. Dazu gehören neben der eigenen Trittsicherheit, dem Klettern, Skifahren und Wandern auch Notfallmedizin, Luftrettung, Sommer- und Winterrettung, der Naturschutz und der sichere Umgang mit den Rettungsgeräten, schließlich muss im Notfall jeder Handgriff sitzen. Nur so kann die Rettung eines Menschen aus unwegsamem Gebiet auch wie am Schnürchen ablaufen. Und doch, so Boley und Sommer, gehen einem manche Einsätze an die Nieren. Und sie erinnern sich beispielsweise an die junge Frau, die sich mit ihrem Baby in den Tod gestürzt hatte oder an den älteren Herrn, der nach seiner Kappe greifen wollte die ihm eine Windböe vom Kopf geweht hatte und er einen Schritt in die falsche Richtung gemacht hatte, oder an den Autofahrer, der über die Kante in die Tiefe gestürzt ist. In solchen Fällen ist eine Nachbesprechung wichtig, manchmal wird ein psychologischer Dienst mit hinzugezogen, damit man diese Erlebnisse richtig verarbeiten kann.

„Hier ist das Vertrauen, die Kameradschaft und die Zuverlässigkeit untereinander wichtig, sonst funktioniert das nicht,“ so Felix Sommer, „schließlich muss ich mich im Notfall auf meinen Kameraden verlassen können.“

Rund um die Uhr in Bereitschaft

Natürlich gehört zur Rettung auch verlässliches und sicheres Gerät. „Wir sind froh, dass wir in der Zwischenzeit fest im Haushalt verankert sind, so können wir mit einem sicheren Budget wirtschaften,“ so Jochen Boley. In der Anfangszeit der Bergwacht, so weiß er aus Erzählungen sei man zu Fuß oder bestenfalls mit dem Auto eines Kameraden, mit Kniebundhose und eigenem Material in den Einsatz gefahren, um einen verunglückten Kletterer, einen Kameraden zu helfen. Davon ist man heute weit entfernt.

Heute sind die Aufgaben der Bergwacht wesentlich vielfältiger und umfangreicher. Neben der Rettung aus unwegsamem Gelände im Sommer wie im Winter, gehören Streifengänge in Naturschutzgebieten, die Beobachtung der Einhaltung der Kletterregeln, der Wegebau an Kletterfelsen, die Müllbeseitigung im unzulänglichen Gelände und die Aufklärung vor Ort über Naturschutz und dem Verhalten in der Natur. Für diese Aufgaben ist die Bergwacht Pfullingen an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr in Bereitschaft.

Feier zum 70ten an der Pfullinger Hütte

Wie gut und professionell die Pfullinger Bergwacht heute aufgestellt ist, davon können sich Besucher bei der Jubiläumsfeier am 15. Juli ein Bild machen. Die Feier findet von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr an der Pfullinger Hütte in Genkingen am Schaltberg statt. Diese Bergwachthütte ist übrigens auch bereits fast 50 Jahre alt. 1974 wurde sie, in Eigenleistung erstellt. Damals hatten Albrecht Bezler, Gerhard Keppler, Walter Seeger und Georg Taigel das Grundstück gekauft und der Bergwacht zur Verfügung gestellt.

Am Festtag können Besucher und Besucherinnen nicht nur den Schauübungen beiwohnen, es werden auch die Fahrzeuge der Bergwacht ausgestellt, darunter das Quad, oder besser ATV (All Terrain Vehicle), die Bergrettungsfahrzeuge und ein echter Oldtimer der DKW Munga.

Für die musikalische Untermalung sorgt eine Band und auch für das leibliche Wohl ist an diesem Tag bestens gesorgt.

Nähere Infos unter: bergwacht-pfullingen.de

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