Von der Python bis zur Katze – Das bmt ist ein ganz besonderes Tierschutzzentrum
(SH) Holger ist stolze vier Meter lang und passt nicht mehr ins Terrarium. Wohl deshalb haben ihn seine ehemaligen Besitzer im Pfullinger Tierheim abgegeben. Dort wurde für ihn ein ganzes Zimmer zum Terrarium umfunktioniert und nun leuchtet sein beeindruckend goldgelber Körper durch die Glastür. Holgi, wie er von den Pflegern liebevoll genannt wird, ist eine Tigerpython und gehört damit zu den Exoten, die im Pfullinger Tierheim ein neues Zuhause gefunden haben. Neben Holger tummeln sich hier Boas, Papageien, Weißbüscheläffchen, Bartagamen, Waschbären und Welse. Die Exoten-Abteilung ist nur eine Besonderheit von vielen im Pfullinger Tierheim.
Tierschutzorganisation mit regionaler Ausrichtung
Das Tierheim ist eine Tierschutzorganisation: bmt steht für „Bund gegen Missbrauch der Tiere“ und ist ein Verein mit einer einzigartigen Struktur. Der Vereinssitz ist in Köln, deutschlandweit gibt es Geschäftsstellen mit angegliedertem Tierheim. Der Standort Pfullingen ist die Geschäftsstelle für Baden-Württemberg. Hier liegt auch der Unterschied zu anderen großen Tierschutzorganisationen: alle Spenden bleiben regional. „Das finden viele gut“, berichtet Heidi Riekert, Mitarbeiterin im bmt. Auch das ist besonders: „Das finden viele gut“, berichtet Heidi Riekert, Mitarbeiterin im bmt. Auch das ist besonders: der Verein erhält keinerlei staatliche Unterstützung, sondern trägt sich zu hundert Prozent selbst durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Nachlässe. Dank eines solchen Nachlasses ist der Standort in Pfullingen im Jahr 2005 entstanden. Eine Dame hatte ausdrücklich verfügt, dass ihr Erbe zur Gründung einer Geschäftsstelle mit Tierheim in Baden-Württemberg verwendet werden soll. Das war der Startschuss für den Pfullinger Standort im außergewöhnlichen Erdhügel-Gebäude am Ortsrand Pfullingen Richtung Gönningen.
Gassi-Führerschein und Schutzvertrag
„Wir sind kein großes Tierheim“, betont Heidi Riekert, momentan leben circa 140 Tiere dort. Neben den Exoten gibt es natürlich auch allerlei Haustiere, die versorgt werden wollen: Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen. Von der Tierheimleitung, über Tierpfleger, Hausmeister bis zu Büro- und Reinigungskräften zählt der bmt circa zehn Mitarbeiter*innen. Ein typischer Tagesablauf beginnt mit einer Teambesprechung, im Anschluss werden die Tiere mit Futter versorgt und die Gehege und Räume sauber gemacht. Die Hunde kommen in den Auslauf oder werden von ehrenamtlichen Gassi-Gängern spazieren geführt. Wer Gassi gehen möchte, muss zunächst eine Gassi-Schulung beim Tierheim machen und darf dann an regelmäßigen Tagen mit vorheriger Anmeldung zum Gassigehen kommen. Am Wochenende sei man gut versorgt, unter der Woche dürften es gerne noch ein paar mehr Gassi-Gänger sein, meint Riekert, die dankbar ist für die ehrenamtliche Unterstützung. Bevor am Abend die Tiere erneut sauber gemacht und gefüttert werden, stehen am Nachmittag die Besuchszeiten an. Dann kommen Neugierige und Interessenten für Tiere. Bei der Vermittlung der Tiere steht für die Mitarbeiter das Wohl des Tieres immer an erster Stelle. Ziel ist es, das ideale Für-Immer-Zuhause zu finden. Der bmt kennt seine Tiere sehr gut und möchte immer die passenden Menschen finden, damit beide Seiten für lange Zeit glücklich miteinander sind. „Wir investieren viel Zeit und Liebe in die Tiere. Durch die Vermittlung über einen Schutzvertrag ist garantiert, dass die Tiere immer zum bmt zurück dürfen, sollten unvorhersehbare Ereignisse eintreten oder sich die Lebensumstände ändern“, erklärt Heidi Riekert. Die exotischen Tiere, von denen viele artgeschützt sind und deren Versorgung zeitaufwendig ist, werden nicht weitervermittelt, da selten eine artgerechte Haltung erfüllt werden kann. Wer Interesse an einem Tier hat, für den lohnt immer ein Blick auf die Homepage des Vereins, denn hier sind alle wichtigen Informationen hinterlegt.
Tierheimfest am ersten September-Wochenende
Eine weitere Besonderheit ist, dass im bmt keine gefundenen oder entlaufenen Tiere angenommen werden können. Dafür fehlen dem Tierheim die notwendigen Quarantäne-Räume. Auch verletzte Wildtiere kann der bmt nicht aufnehmen, hier ist das Vogelschutzzentrum Mössingen oder das Tierheim Reutlingen zuständig. Oft werden verletzte Wildtiere auch von Tierärzten kostenlos behandelt. Auch hier lohnt bei Fragen ein Blick auf die Homepage. Der bmt unterstützt außerdem ein privates Tierheim in Rumänien, von wo aus Hunde hierher vermittelt werden. Grundsätzlich ist man offen für Neues: jüngst wurde ein gemeinsames Projekt mit der Stadtbücherei gestartet, bei dem Grundschüler den Katzen im Tierheim vorlesen dürfen. Ein großer Spaß für alle Beteiligten. Außerdem gibt es die Katzenpension „Samtpfotenstüble“, in der Katzen nach vorheriger Anmeldung für einige Wochen bleiben dürfen, solange die Besitzer im Urlaub, in Kur oder etwa im Krankenhaus sind. Nun steht das Tierheimfest bevor, Besucher sind herzlich willkommen am 2. und 3. September. Samstag von 14-17 Uhr und Sonntag von 12-17 Uhr hat der bmt seine Türen geöffnet.
www.tierheim-pfullingen.de