Neue Zeitkapsel – Der Turmknopf wurde neu befüllt
(BW) Es ist quasi ein historischer Moment als Pfarrer Hans-Martin Fetzer die Zeitkapsel für das Jahr 2019 in den Turmknopf legt.
Denn wer weiß, wann diese Kapsel das nächste Mal geöffnet wird, in 50, 60 oder 100 Jahren, dann eben wenn der Kirchturm erneut renoviert werden muss, und wer weiß schon wie sich die Zeit bis dahin verändert hat.
200 Jahre Pfullinger Geschichte
Im Zuge der Renovierungsarbeiten am Kirchturm der Martinskirche wurde der Turmknopf am 9. Juli 2019 herunter geholt und geöffnet. Im Inneren befanden sich vier Zeitkapseln aus den Jahren 1817, 1860, 1926 und 1982. Leider ist die Kapsel aus dem Baujahr 1773 nicht mehr erhalten, so Martin Fink, vom Geschichtsverein. Auch das Dokument aus dem Jahre 1817 war beschädigt, konnte aber aufwendig restauriert und wieder hergestellt werden. Dort hat der Stadtschreiber Wilhelm Christian Steeb vermerkt „Wir leben in einer verhängnisvollen Zeit! Kaum ist nach langen blutigen Kriegen der Friede wieder hergestellt, so trifft uns neues Ungemacht.“ Und Steeb wünscht der Nachwelt bessere Zeiten.
Und so lesen wir heute im Dokument der nächsten Zeitkapsel aus dem Jahre 1860, dass es der Bevölkerung in Pfullingen tatsächlich deutlich besser geht, allerdings endet auch das Schreiben von Stadtschultheiß Arnold mit dem Satz:„Mögen unsere Nachkommen, …, sich eines einigen und kräftigen … Deutschlands freuen!“
Der Wunsch der beiden Schreiber ein einiges Deutsches Reich zu bekommen, hatte sich, so zeigt das Schriftstück aus der Kapsel von 1926 erfüllt. Von 1871 ab ist die Industrie aufgeblüht, schreibt Flaschnergeselle Wilhelm Staiger. Allerdings erwähnt er auch die Kriegsjahre 1914-18, die große Inflation und den Verfall des Geldes.
Die nächste Öffnung des Turmknopfes erfolgte dann erst wieder 1982. In diesem Jahr wurden zwei Zeitkapseln eingelegt, eine von der evangelischen Kirchengemeinde und eine städtische Kapsel. Darin enthalten unter anderem ein 11-seitiger Brief von Bürgermeister App, Lebensmittelkarten aus dem Jahre 1948, eine Ortsbroschüre über Pfullingen und ein Mikrofiche mit einem Teil der Pfullinger Einwohnerkartei.
Ein USB Stick für die Nachwelt
Nun also die Zeitkapsel aus 2019. Lange haben sich die Verantwortlichen überlegt, was die Nachwelt wohl besonders interessieren mag. So hat Stadtarchivar Stefan Spiller einen Rückblick auf die vergangenen 37 Jahre geschrieben, dazu kommt ein Stadtplan, einige Pfulben und Bargeld sowie eine Liste des aktuellen Gemeinderats. Die Kirchengemeinde hat ebenfalls einen Bericht über die letzten Jahre verfasst, dazu eine Liste der Kirchengemeinderäte, Bilder und vieles mehr darunter auch ein USB Stick. „Wer weiß wann die Kapsel das nächste Mal geöffnet wird, vielleicht kann man dann mit dem Stick gar nichts mehr anfangen;“ lacht Kirchengemeinderat Helmut Schwarz. Und Hans-Martin Fetzer, ergänzt: „Insgesamt haben wir hier die Geschichte Pfullingens in komprimierter Form seit 1817. Das ist ein sehr bewegender Moment“.