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Mittelalterliches Living-History-Event im Pfullinger Schlösslespark

(SH) Der Name ist Programm: der Burgenweg des Schwäbischen Albvereins führt Wanderer seit vielen Jahren vorbei an sichtbaren alten Burgruinen. Dass der Weg auch direkt über unterirdisch gelegene Burgmauerreste führt, ist erst seit Kurzem bekannt. Diese Mauerreste und noch viel mehr werden in einem wissenschaftlichen Projekt genauer unter die Lupe genommen.

Das Greifenstein-Projekt erforscht die mittelalterliche Herrschaft Greifensteins und die von ihr geprägte Kulturlandschaft im Gebiet des oberen Echaztals. Ausgegraben wurden nicht nur alte Burgmauern, sondern auch Alltagsgegenstände aus der Zeit des Mittelalters. Einige dieser Fundstücke können ab Juni in einer Sonderausstellung im Pfullinger Schlössle bewundert werden. Damit die ausgestellten mittelalterlichen Objekte nicht nur langweilig in der Vitrine herumliegen, haben sich die Organisatoren Einiges einfallen lassen. An den ursprünglichen Fundorten und Grabungsstätten verweisen Schilder auf die ausgestellten Fundstücke. Außerdem lassen die Organisatoren bei der mittelalterlichen Eröffnungsveranstaltung die Exponate in ihrem ursprünglichen Kontext lebendig und erlebbar werden.

Mittelalter zum Anfassen und Mitmachen

Zur Ausstellungseröffnung verwandelt sich der Pfullinger Schlösslepark am 15. und 16. Juni in einen mittelalterlichen Schauplatz. Mehr als 70 Darsteller aus ganz Deutschland und der Schweiz machen Geschichte erlebbar. Schuhmacher, Töpfer, Färber, Kettenhemdbauer, Drechsler, Färber, Musiker und viele mehr zeigen, wie die Menschen im Mittelalter lebten. Es gibt Vorführungen, Mitmachangebote und Kulinarisches. Ein Programm-Highlight ist das Samstag und Sonntag stattfindende Turnier, bei dem Ritter und einfache Kämpfer im Einsatz bestaunt werden können.

Hierbei wird nicht etwa wild aufeinander losgegangen, sondern möglichst originalgetreu nach historischen Turnierbüchern gekämpft. Viele der Akteure sind selbst Historiker und Archäologen, die regelmäßig in Museen auftreten und mit ihren Darstellungen Geschichte erlebbar machen. Dies alles auf der Basis fundierter wissenschaftlicher Forschungsarbeit und so detailgetreu wie möglich. Am Forschungsprojekt beteiligte Organisatoren des Events sind neben der Universität Tübingen und dem Landesamt für Denkmalpflege mehrere Städte und Gemeinden, örtliche Geschichts- und Kulturvereine und viele ehrenamtliche Helfer. Darüber freut sich Projektleiter Dr. Michael Kienzle besonders: „Ohne die ehrenamtlichen Helfer wäre ein Living-History-Event in diesem Format nicht möglich. Die Veranstaltung ist nicht kommerziell, die Eintrittsgelder werden allesamt für die weitere Forschungsarbeit verwendet.“

Adliger Alltag und Schach spielende Ritter

Die im Pfullinger Schlössle ausgestellten Fundstücke stammen von den Ausgrabungen an der Burg Stahleck, am Burgstein, der Klosteranlage am Brudersteig und weiteren Burgen der schwäbischen Alb. Neben den bereits bekannten Fundstücken werden auch einige spannende Neuigkeiten zu den Funden und Grabungen veröffentlicht. Die Exponate geben Einblick in den mittelalterlichen Alltag auf den Burgen. Bebilderungen, ein Hörspiel und Geschichten lassen die Besucher in den mittelalterlichen Burgenalltag eintauchen. Zu sehen sein werden zum Beispiel eine Schach-Springerfigur aus dem 12. Jahrhundert.

Wie funktioniert Archäologie und woher wissen wir, wie die Menschen im Mittelalter gelebt haben? Auch das soll durch die Ausstellung anschaulich vermittelt werden.

Lernen aus der Vergangenheit

Bei aller Begeisterung für Vergangenes stellt sich doch für viele die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Ausgrabungen. Der Nutzen archäologischer Forschung liegt für Kienzle auf der Hand: „Das Wissen um vergangene Alltagskulturen stärkt die regionale Identität. Wir erleben immer wieder ein großes öffentliches Interesse, das uns zeigt, dass diese Forschungen identitätsstiftend für die Region sind. Auch für den Tourismus sind sie von Bedeutung. Die hohe Burgendichte ist ein besonderes Merkmal der Schwäbischen Alb und zieht viele Menschen an. Und wir erforschen ja nicht nur die Burgen, sondern auch die kulturlandschaftlichen Zusammenhänge wie die Wasser-, Flächennutzung und Verkehrswege. Gerade in diesem Bereich können wir tatsächlich aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen.“ Für alle Beteiligten Institutionen und Vereine steht fest: es gibt noch viele geschichtsträchtige Steine und Zusammenhänge zu entdecken und erforschen. Wer also in Zukunft beim Wandern auf dem Burgenweg über einen Stein stolpert, sollte sorgsam mit ihm umgehen, denn er könnte Teil einer noch unentdeckten Burganlage sein.

15./16.Juni Schlösslepark Pfullingen: Lebendiges Mittelalter! Ausstellungseröffnung und Living-History-Event.

15.Juni – 30. August: Ausgegraben! Ritter und Burgen im Echaztal. Sonderausstellung

Weitere Infos und Dokumentarfilm: www.greifenstein-projekt.de

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