Lesefreude statt Schulstress
MENTOR Leselern-Paten e.V. Reutlingen unterstützt Kinder und Jugendliche
(SH) „Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie!“ So beschreibt der amerikanische Schriftsteller James Daniel Literatur. Autoren sind in der Lage, ihre Leser mit kunstvoll zusammengesetzten Buchstaben, Wörtern und Sätzen in spannende fremde oder auch alltägliche Welten zu entführen. Die passenden Bilder zu den Worten kreiert der Kopf des Lesers wie von selbst – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Vorausgesetzt, der Leser ist in der Lage die Buchstaben zu entziffern und die Satzstrukturen zu verstehen.
Laut einer Studie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2011 gibt es deutschlandweit 7,5 Millionen funktionale Analphabeten. Das sind Personen die Buchstaben erkennen und einzelne Wörter schreiben können, längere Texte jedoch nicht verstehen und sich schriftlich nicht so ausdrücken können wie es im sozialen Kontext üblich ist. Das ist eine erschreckend hohe Zahl schließlich sind Lesen und Schreiben nach wie vor der Schlüssel zur Bildung und damit zur sozialen Teilhabe an unserer Gesellschaft.
Lesekompetenz stärkt das Selbstbewusstsein
Der Verein MENTOR Leselern-Paten Reutlingen hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche beim Lesen lernen in der Schule zu unterstützen und ihnen die Freude am Lesen zu vermitteln. Zunächst 2010 als städtisches Projekt gegründet, gibt es die Leselern-Paten Reutlingen seit 2016 als Verein. Fast alle Positionen und Aufgaben werden durch ehrenamtliche Mitglieder wahrgenommen, finanziert wird deren Arbeit aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Inzwischen zählt der Verein über 200 Mitglieder, die etwa 300 Schülerinnen und Schüler an 19 Schulen betreuen. Längst beschränkt sich der Einsatzbereich nicht mehr nur auf das Reutlinger Stadtgebiet, sondern wurde auf den Landkreis ausgeweitet. Von den Kooperationen zum Beispiel an den Schulen in Lichtenstein und Pfullingen haben wir im letzten Journal berichtet.
Wie entsteht eine Lese-Förderung?
Ein Koordinator fungiert als Kontaktperson zwischen Lehrern und Lesepaten. Die Eltern werden informiert, dass ihr Kind im Rahmen des Schulunterrichts eine Förderstunde durch einen Leselern-Paten erhält. Die Förderung findet im Rahmen des Schulunterrichts statt, die Lehrer wählen Schulstunden aus, in denen das Kind keinen neuen Schulstoff verpasst. Der Verein ist jedoch nicht Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags der Schulen. „Die Schule alleine ist für die Vermittlung von Wissen zuständig, wir ergänzen dieses Angebot nur“, betont Anke Bächtiger, 2. Vorsitzende des Vereins. Der Verein versteht sich auch nicht als Nachhilfeorganisation und arbeitet ohne Zielvorgaben, damit kein Druck auf die Schüler ausgeübt wird und der Lesespaß im Vordergrund bleibt. Frau Schmid-Salzer, Rektorin der Uhland-Burgweg-Grundschule in Pfullingen, freut sich über die neue Kooperation. „Wir haben immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund und viele Kinder, die Unterstützung brauchen. Gemeinsames Lesen ist immer auch Beziehungsarbeit, die Kinder erfahren hierbei Zuwendung und Geborgenheit. Das tut natürlich allen Kindern gut, nicht nur jenen mit Migrationshintergrund.“ Einen weiteren Vorteil sieht die Rektorin darin, dass die Leselern-Paten ein eigenes Programm mitbringen und nicht einfach nur der verlängerte Arm des Lehrers sind. Momentan gibt es an der Uhland-Burgweg-Grundschule noch weit mehr förderbedürftige Kinder als Leselern-Paten, deshalb hofft auch Schmid-Salzer auf weitere Paten.
Wie funktioniert eine Förderstunde?
Ein Leselern-Pate betreut ein Schulkind einmal pro Woche eine Schulstunde lang. Durch das 1:1-Prinzip entsteht eine persönliche Bindung und es kann eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut werden. Um in dieser Atmosphäre größtmöglichen Schutz zu haben, müssen alle Paten ein erweitertes Führungszeugnis ablegen. Außerdem verschaffen sich die Verantwortlichen des Vereins durch Vorgespräche und regelmäßige Koordinationstreffen einen Eindruck von der Persönlichkeit des Paten/der Patin. Auf der Grundlage von Materialien, die vom Verein zur Verfügung gestellt werden, übt der Pate eine Schulstunde lang gemeinsam mit dem Kind Lesen und Leseverständnis. Ziel einer solchen Patenstunde ist es, den Wortschatz zu erweitern, Leseverständnis zu entwickeln und das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken.
Werden Sie Leselern-Pate!
Alle Paten durchlaufen eine mehrstufige Qualifizierung.
Wer also gerne mit Kindern arbeitet und einmal pro Woche vormittags Zeit hat, darf sich bei den Verantwortlichen des Vereins melden.
Die Ansprechpartner sind: Stephan Kurz, 07121-387-8446 oder Anke Bächtiger: (07121) 303-5771.
www.leselern-paten.org