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Erfolgreicher Projektstart: Kinder in Bewegung

(SH) Es gibt Dinge, die ändern sich auch über Jahrzehnte nicht. So zum Beispiel in der Schule: Lieblingsfach? Sport. Warum gehst du zur Schule? Weil ich muss. Wofür brauchst du das Gelernte später einmal? Keine Ahnung. Die Antworten der heutigen Schüler unterscheiden sich nicht von denen der damaligen. Ein über viele Jahre entwickeltes Projekt von der Verkehrswacht Reutlingen-Münsingen (VKW), dem Landkreis Reutlingen und der Firma Pedalo soll diesem Zustand nun Abhilfe schaffen und Lernfreude und vor allem Bewegung an die Schulen im Landkreis Reutlingen bringen.

Olympiasiegerin Franziska Brauße ist Schirmherrin

Ausschlaggebend für das Projekt sind die Erfahrungen der Verkehrsschule Reutlingen. Bei den Fahrradprüfungen in der vierten Klasse fiel auf, dass die motorische Entwicklung der Kinder immer weiter zurück geht. Viele Kinder bringen nicht einmal mehr die motorischen Voraussetzungen mit, um das Radfahren erlernen zu können. Und noch etwas stellte man in der Verkehrsschule fest: Mit dem vom Land zur Verfügung gestellten Lehrmaterial in Form von Filmen und Vorträgen erreicht man Kinder und Jugendliche nicht. Der Polizeibeamte i.R. und Vorsitzende der VKW Thomas Steigenberger stellte deshalb auf interaktive Konzepte um und stellte fest: Durch eigenes Erleben und Erfühlen sind die Kinder motiviert bei der Sache. Die Summe all dieser Erfahrungen und viel mehr steckt nun im jüngst gestarteten Projekt Kinder in Bewegung.

Damit alle Kinder erreicht werden können, findet das Projekt in Kooperation mit verschiedenen Schulen statt. Mit Unterstützung des Oberschulamtes fiel der Startschuss im Sommer des letzten Jahres. Bei den Auftaktveranstaltungen und auch weiterhin als Patinnen mit dabei sind zwei erfolgreiche Sportlerinnen aus der Region: Bahnrad-Olympiasiegerin Franziska Brauße und Larena Hees, Nationalkader-Athletin im Fahrrad-Trial. Sie unterstützen das Projekt ehrenamtlich, denn beiden ist es ein Anliegen, Kindern und Jugendlichen die Freude an der Bewegung zu vermitteln. Wie wichtig Freude und Bewegung beim Lernen sind, bezeugen verschiedene Studien. Das Gehirn braucht emotionale Verknüpfungen, um Wissen zu speichern. Lernen muss also Spaß machen, sonst bleibt nichts dauerhaft hängen. Ebenso wichtig für die kindliche Entwicklung ist körperliche Bewegung. Mangelnde Bewegung führt zu mangelnder Entwicklung wichtiger Vernetzungen im Gehirn. Besonders im Grundschulalter, wenn sich das Zentralnervensystem stark entwickelt, ist regelmäßige Bewegung essentiell für eine gesunde Entwicklung. Darum startet das Projekt auch schon in der ersten Klasse.

 

Es geht um bewegungsorientiertes spielerisches Lernen

Die Umsetzung an den Schulen soll so realitätsnah und praxisorientiert wie möglich sein. Dafür will man nicht die Lehrpläne umkrempeln, sondern lediglich die Umsetzung von gesundem Lernen voranbringen. Denn eigentlich wäre ja alles da, stellt Thomas Steigenberger fest: Der Wille, die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die passenden Voraussetzungen im schulischen Lehrplan. Es hapert lediglich an der Umsetzung. Ein großer Vorteil des Projekts: es benötigt keine zusätzlichen Unterrichtsstunden im Lehrermangel-geplagten Schulalltag. Die bewegungsorientierten Bausteine können problemlos im Unterricht als didaktisches Mittel eingesetzt werden. Fachpersonal, Bewegungstherapeuten und Physiotherapeuten schulen einzelne Lehrer und Schüler als Multiplikatoren. Der Materialbedarf wird mit der Firma Pedalo individuell ermittelt und Rückmeldung ist erwünscht, schließlich sollen noch mehr Schulen von den Erfahrungen profitieren. Steigenberger betont, es gehe nicht darum, Studien zu erstellen, sondern Bewegung in die Umsetzung zu bringen. Wichtig ist den Verantwortlichen außerdem ein nachhaltiges Vorgehen. Die Geräte und Schulungen sollen nur der Startschuss sein für eine dauerhafte Anwendung in allen Fächern.

Offenbar haben die Verantwortlichen den Nerv der Zeit getroffen, denn es gab schon mehrere Anfragen aus anderen Landkreisen und Bundesländern, die das Konzept übernehmen möchten. Ein erster Probelauf an drei Schulen ist erfolgreich gestartet, nun ist man bereit für die Ausweitung an weitere Standorte. Schulen, die ab dem nächsten Schuljahr dabei sein wollen, können sich beim Landkreis, bei der VKW oder bei Pedalo melden. Gesucht wird außerdem eine weitere Partnerfirma, die das Projekt dauerhaft unterstützen möchte, denn die Kosten des Projekts bringt die Verkehrswacht über Spenden und Förderer auf.

www.vkw-reutlingen-muensingen.de

www.kreis-reutlingen.de

www.pedalo.de/academy

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