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Die Schönen der Nacht

Mit dem Fledermausonkel neue Höhlenerlebnisse kennenlernen

(SH) Im Sommer flattern sie in der Dunkelheit auf Nahrungssuche durch den Wald, im Winter hängen sie kopfüber in den Höhlen ab: die Schönen der Nacht – auch Fledermäuse genannt. In der Nebelhöhle gibt es neue Themenführungen zu diesen faszinierenden Tieren.

Ungefähr zehn ehrenamtliche Helfer, allesamt Schüler, Studenten und Rentner, sind es, die sich das ganze Jahr über um die Nebelhöhle und deren Besucher kümmern. Die Tourismuszahlen verraten, dass diese Aufgabe keine Kleinigkeit ist: rund 40.000 Besucher kommen pro Jahr. Zur Hauptsaison hat die Nebelhöhle an sieben Tagen die Woche geöffnet. Jeder der Ehrenamtlichen bringt hier seine besonderen Fähigkeiten und Interessen ein, so ist ein abwechslungsreiches Spektrum an Sonderführungen für jede Alters- und Interessengruppe entstanden.

Fledermausonkel von Beruf

Einer der Helfer ist Alexander Meister. Er bietet Fledermaus-Führungen für Kinder an. Der Ausstieg aus dem Beruf war für den 63-jährigen der Einstieg ins Ehrenamt. Den Menschen etwas zu geben ohne dafür etwas zu verlangen, darin hat Meister seine Berufung gefunden. Schon lange engagiert er sich für Menschen mit Behinderung und wo sonst Hilfe nötig ist. Seine neueste Berufung lautet: Fledermausonkel. Die Bezeichnung ist keine touristische Marketing-Strategie, sondern stammt von Kindern: „Du bisch unser Fledermausonkel,“ titulierten diese während einer Höhlenführung. Der neue Spitzname ist inzwischen bis weit über die Höhlengrenzen bekannt und Fledermausonkel Alex nimmt es mit Humor. Wenn er Kindern was erzählen kann, ist er in seinem Element. Die Kinder danken es ihm mit Begeisterung und schicken nicht selten nach einer Führung Fledermausbilder und selbst gebastelte Karten. Für die Kinder ist solch eine Höhlenführung ein großes Abenteuer. Bei der Suche nach Felsen- und Tropfsteinformationen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Zum Glück kennt der Fledermaus-onkel Alex eine alte Fledermausdame aus der Höhle, die ihm so allerhand über ihr Flatterleben erzählt. Die Kinder suchen und finden die Einfluglöcher und hören spannende Fabelgeschichten. Wenn dann noch eine Fledermaus über die Köpfe hinweg fliegt, ist das Kinderglück perfekt.

Nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene ist die Höhle ein spannendes Erlebnis. Bei allen Führungen steht für die Höhlenguides der locker-lustige Kontakt zu den Menschen im Vordergrund. Das Ambiente der Höhle tut sein Übriges: „Wenn man eine jahrmillionen alte Höhle betritt, wird einem bewusst, dass man nur ein Staubkörnchen in der Unendlichkeit ist,“ so beschreibt es Alexander Meister. Die Menschen steigen andächtig die 141 Stufen hinunter und kommen nach den Führungen gut gelaunt wieder nach oben. Dazu trägt neuerdings auch die coronabedingte Einbahnstraße bei. Der neue Ausgang erfolgt durch den alten Eingang mitten am Hang. Der wild-romantische Rückweg durch den Wald kommt bei den Besuchern gut an.

Blumenwiesen und Winterquartiere für Nachtschwärmer

Im Winter, während der Schließzeiten der Höhle geht es ruhiger zu. Dann ziehen sich die Höhlenbewohner zum Winterschlaf zurück. Absolute Ruhe und Dunkelheit herrschen dann dort. Nur einmal wird diese behutsam gestört: wenn sich die ehrenamtlichen Höhlenhelfer gemeinsam mit Spezialisten des NABU aufmachen, die Schönen
der Nacht zu zählen. Insgesamt 25 Fledermausarten sind in Deutschland heimisch. In der Nebelhöhle leben drei verschiedene Arten: das große Mausohr, die Fransen- und die Wasserfledermaus. Die winterliche Bestandsaufnahme verrät, dass auch die Fledermaus-Populationen in der Nebelhöhle leider im bundesweiten Trend liegen: sie schrumpfen beständig. Woran das liegt? Auf dem Speiseplan der Nachtschwärmer stehen Insekten und davon gibt es immer weniger. Was hilft? Jetzt im Frühjahr wilde Blumenwiesen säen, damit sich die Insekten vermehren können und damit auch die Fledermäuse. Und Unterkünfte bauen, denn nicht alle Fledermausarten gehen in Höhlen.

Diese Erfahrung machte man auch an der Nebelhöhle: in den Fensterläden des Maultaschenwirts hatten sich im Herbst Fledermäuse eingenistet. Deshalb sollen den Fledermäusen nun auch rund um die Höhle Unterkünfte angeboten werden. Die Bastelvorlage gibt es beim NABU und die Idee zur Umsetzung hat der Fledermausonkel auch schon. In Kooperation mit NABU, Schulen und Kindergärten sollen solche Unterkünfte gebaut und vor Ort angebracht werden. So haben die seit mehr als 50 Millionen Jahren auf der Erde lebenden fliegenden Säugetiere auch zukünftig in Sonnenbühl ein Zuhause.

Weitere Infos unter: www.hoehlen.sonnenbuehl.de

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