Alb Packs in Engstingen: Überraschung aus dem Automaten
(SH) Wetterfest verkleidet, mit Informationen beklebt und mit Paketen bestückt steht er da und wartet am Ortsrand von Engstingen auf Besucher: der Alb Packs Automat. Im Frühjahr machte Marika Hummel Bekanntschaft mit einen Paketautomaten in Bayern und war sofort begeistert von der Sache. Ob so etwas wohl auch in Engstingen funktionieren würde? Die Idee ließ sie nicht mehr los und so nahm sie im Sommer Kontakt zu einem Pakethändler auf, klärte die Bedingungen mit Landratsamt und Gemeinde und kaufte schließlich einen Automaten. Seit August 2024 steht dieser nun vor einer Scheune in der Bloßenbergstraße 3 und erfreut sich großer Beliebtheit.
Wundertüte auf Knopfdruck
Die Idee ist nicht neu, seit einigen Jahren schon gibt es solche Automaten, allerdings hauptsächlich in Großstädten. In Berlin stehen die Menschen sogar Schlange, um sich ein Paket zu ziehen, weiß Marika Hummel. In ländlichen Gebieten sind sie noch selten zu finden, hier in der Region ist der Automat der erste und bislang einzige seiner Art. Das Prinzip funktioniert folgendermaßen: Man füttert den Automaten mit zehn Euro und sucht sich per Knopfdruck ein Paket aus, welches dieser daraufhin ausspuckt. Ähnlich wie bei Lebensmittelautomaten. Nur dass hier keine Lebensmittel in den Päckchen sind, sondern…? Man weiß es nicht! Genau das macht den Reiz an der Sache aus. Der Inhalt der Päckchen ist nicht ersichtlich, man kauft also die Katze im Sack oder auch die Wundertüte. Das Prinzip hat Glücksspielcharakter. Spannung ist garantiert, Nieten gibt es keine. Ob der Inhalt allerdings etwas ist, das der Käufer gebrauchen kann, ist dann Glückssache.
Woher kommen die Pakete?
In den Paketen befinden sich Waren, welche Kunden online bestellen und als Retoure wieder zurückschicken. Die Päckchen landen zunächst in einem Großlager und viele verbleiben auch dort, denn oft wollen die verkaufenden Firmen die Ware nicht zurück. Traurig aber wahr: je nach Art und Wert der Ware lohnt es sich für die Onlinehändler nicht, diese zurückzunehmen, auszupacken, zu prüfen und erneut zum Verkauf anzubieten. Oft ist das Verschrotten der Ware günstiger. Das Großlager überprüft stichprobenartig die Pakete und meldet an den Händler zurück, dass die Retoure angekommen ist. Der Kunde erhält sein Geld zurück und die Ware wird im schlimmsten Fall vernichtet. Damit dies nicht passiert, kaufen Pakethändler lastwagenweise retournierte Pakete ab, sortieren diese nach Größe und verkaufen sie dann weiter an Automatenbesitzer wie Marika Hummel. Am Ende der langen Kette stehen dann Menschen aus Engstingen und Umgebung vor dem Automaten in der Bloßenbergstraße und wählen das Paket, das am vielversprechendsten aussieht. Den Inhalt der Päckchen kennt weder der Pakethändler, noch Marika Hummel selbst. Wer möchte, darf aber bei Alb Packs auf Instagram teilen, was im Paket war. Große Freude bereiteten zum Beispiel ein Fußballtrikot, Handy, Lego Technik und Schmuck. Für Belustigung sorgten Warzencreme, Zahnarztbohrer, undefinierbare Kabel oder Ersatzteile für Mähgeräte. Kleidung ist immer spannend, schließlich muss die passen. Wenn der Inhalt nicht zum neuen Besitzer passt, wird manchmal direkt vor Ort getauscht, verschenkt oder auch mal weiterverkauft.
„Andere legen sich einen Hund zu, ich habe einen Automaten“
Der Automat ist auch ein Ort der Begegnung geworden. Wenn Marika Hummel kommt, um Pakete aufzufüllen, trifft sie oft Menschen an und bekommt direkte Rückmeldungen. Ein bis zwei Mal am Tag schaut sie nach dem Rechten. „Andere legen sich einen Hund zu, mit dem sie rausgehen, ich habe einen Automaten,“ lacht sie. Auch wenn dieser kein Lebewesen ist, so muss er doch regelmäßig mit neuen Paketen gefüttert werden und braucht auch technische Fürsorge. Wenn neue Ware ankommt, müssen die Adressen auf den Päckchen geschwärzt werden, Datenschutz ist wichtig. Und vor dem Befüllen fühlt Marika Hummel nochmal genau hin, damit es keine bösen Überraschungen gibt. Ab und zu muss sie ein Paket aussortieren, etwa wenn außen „Vorsicht Glas“ steht und es innen scheppert. Auf vielfachen Wunsch gibt es gelegentlich Sonderaktionen mit XL-Paketen. Hier können die Kunden die Pakete dann auch vorab befühlen und raten was drin ist. „Allerdings lag noch keiner richtig, aber lustig ist es immer!“, berichtet Marika Hummel. Infos gibt’s auf Instagram.