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Landtagswahl in Baden-Württemberg am 14. März

In sechs Wochen sind in Baden-Württemberg wieder Landtagswahlen. Nachdem im vergangenen Journal Frank Glaunsinger von der CDU für den Wahlkreis Reutlingen/Pfullingen dem Journal Rede und Antwort stand, haben wir jetzt Ramazan Selcuk von der SPD und Thomas Poreski, den Kandidat der Grünen zum Interview gebeten. Im nächsten Journal wollen wir Kandidaten des Wahlkreises 61 zu dem u.a. Eningen und Lichtenstein gehört, befragen.

 

Ramazan Selcuk

Herr Selcuk ist seit 2017 Mitglied des Landtages Baden – Württemberg und vertritt dort für die SPD den hiesigen Wahlkreis Reutlingen/Pfullingen.

Journal: Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat Corona – Pandemie zum Wort des Jahres 2020 gekürt. Kann man während des gegenwärtigen Zusammenbruchs des öffentlichen Lebens überhaupt Wahlkampf machen?

Selcuk: Man kann nicht nur, man muss auch – nur eben mit besonderer Vorsicht. Ich sorge mich, genauso wie viele von uns, um die Gesundheit unserer Mitmenschen, aber in den kommenden fünf Jahren müssen auch viele weitere Herausforderungen gemeistert werden.

Journal: Was zum Beispiel?

Selcuk: Eine davon ist die Fortbildung sowohl in der Schule als auch im weiteren Leben. Nach der industriellen Revolution des vorletzten Jahrhunderts haben wir jetzt die digitale Revolution und wir müssen dafür sorgen, dass wir alle Bürger dabei mitnehmen.

Journal: Was heißt das konkret?

Selcuk: In der Schule brauchen wir den Präsenzunterricht mit Lehrern, die den Einsatz von digitalen Medien beherrschen und diese auch anwenden. Hier haben wir in Deutschland unsere frühere Spitzenposition längst verloren und sind nur noch Mittelklasse. Aber auch nach der Schule soll jeder stetig Angebote zur Weiterbildung erhalten.

Journal: Warum sollen wir immer weiteres Wissen anhäufen, wenn doch alles Wissen in den Medien gespeichert ist und leicht abgerufen werden kann?

Selcuk: Zumindest diese Fähigkeit des Abrufens muss vermittelt werden und zusätzlich Techniken, um falsche Informationen, die sogenannten Fakenews, zu erkennen. Auch ist Fakt, dass die Halbwertszeit des Wissens sich drastisch vermindert.

Journal: Kommen wir zu den örtlichen Problemen. Wie sollte sich die Mobilität hier im Echaztal entwickeln?

Selcuk: Ich halte es für falsch, eine bestimmte Art der Fortbewegung vorzuschreiben oder einseitig zu fördern. Eine Festlegung auf Elektroautos passt nicht überall, auch Dieselfahrzeuge mit abgasminimierten Motoren müssen zulässig sein. Gesundheitlich förderlich ist es natürlich, wenn man kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt.

Journal: Was ist mit dem öffentlichen Nahverkehr?

Selcuk: Der muss weiterhin angeboten und ausgebaut werden. Es war richtig, sich auf eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs im Echaztal festzulegen und wegen der langen Lieferzeiten jetzt schon entsprechende Fahrzeugbestellungen zu machen.

Journal: Wie soll denn die Stadtbahn durch Pfullingen fahren, auf der alten Bahntrasse oder mitten durch die Stadt auf der Marktstraße?

Selcuk: Beide Versionen sind machbar, entscheiden müssen das die Pfullinger selber und die Geldgeber.

Journal: Was wäre denn Ihrer Meinung nach am wichtigsten für eine gute Zukunft in Deutschland?

Selcuk: Wenn die Menschen nicht nur an sich selber denken, sondern auch an ihre Mitmenschen und konkret helfen, wo es geht, denn das ist die Basis der Demokratie.

Journal: Diesem Wunsch schließen wir uns gerne an.

 

Thomas Poreski

Thomas Poreski sitzt seit 2011 als Abgeordneter der „Grünen“ im Landtag. Herr Poreski erscheint etwas später und leicht lädiert: Eine geschwollene Hand und eine Prellung im Gesicht.

Journal: Was ist passiert?

Poreski: Fahrradunfall! Ich musste mit dem Fahrrad in der Nähe der Stadthalle einer unaufmerksamen Radlerin ausweichen und bin dann auf schneeglatter Fahrt gestürzt.

Journal: Ist also Radfahren lebensgefährlich?

Poreski: Nicht mehr als andere Aktivitäten. Ich hatte schon Glück, dass ich als ehemaliger Judokämpfer das Abrollen gelernt habe. Ansonsten hat Fahrradfahren viele Vorteile: Es ist gut für die Umwelt und gut für die Gesundheit. Auf kürzeren Strecken ist es schneller als das Auto, denn du fährst direkt zum Zielort und brauchst keine Zeit für die Parkplatzsuche.

Journal: Ist das das Aus für andere Verkehrsmittel?

Poreski: Nein, es geht darum, dass sich die Verkehrsströme sinnvoll verteilen. Das Auto wird für viele unverzichtbar bleiben. Aber es kann weniger genutzt werden, wenn Alternativen wie Radwege, Bus- und Bahnverkehr besser ausgebaut sind.

Journal: Bei den Pkw wären Ihnen aber Elektroautos am liebsten?

Poreski: Es geht darum, dass die Antriebe in den nächsten 10 bis 15 Jahren klimaneutral und schadstofffrei werden. Das werden nicht immer, aber zunehmend Elektrofahrzeuge sein. Es braucht auch Brückentechnologien wie Hybridfahrzeuge, die rein elektrisch über 100km fahren. Es braucht noch mehr Ladestationen, daran arbeiten wir. Viele können zudem in ihrer Garage ihren eigenen Ladeplatz einrichten, am besten mit Solarstrom vom dem eigenen Dach.

Journal: Kommen wir zu speziellen Pfullinger Problemen: Wo ist für Sie die beste Trassenführung für die Regionalstadtbahn: Mitten durch den Ort auf der Markstraße oder auf der alten Bahntrasse?

Poreski: Ich bin für die Marktstraße, um möglichst viele Fahrgäste zu gewinnen. Weiter geht es durch Lichtenstein auf der alten Zahnradtrasse nach Engstingen, mit der Schwäbischen Albbahn dann bis nach Ulm. Dafür stellen wir heute die Weichen, wie übrigens auch für den neuen Albaufstieg für Autos.

Journal: Jetzt haben wir viel über Mobilität geredet. Was ist mit dem Klimaschutz?

Poreski: Das Grüne Klimaziel ist Klimaneutralität.

Journal: Hier formieren sich aber neue Parteien, denen das alles nicht schnell genug geht.

Poreski: Die haben keine Konzepte und sind total zerstritten. Sie könnten aber mit ein oder zwei Prozent dafür sorgen, dass Frau Eisenmann Winfried Kretschmann als Ministerpräsident ablöst.

Journal: Nach gegenwärtigen Umfragen liefern sich CDU und Grüne ein Kopf- an Kopfrennen. Wie reagiert Kretschmann, wenn die CDU die Mehrheit hat?

Poreski: Er hätte dann keine Wahl. Anders gesagt: Es kommt darauf an, dass die GRÜNEN mit Winfried Kretschmann stärkste Partei werden. Sonst wird es eine Koalition gegen GRÜN geben.

Journal: Von Haus aus sind Sie Diplomsozialarbeiter und Diplompädagoge, aber auch Sprecher für Technologiepolitik. Wie passt das zusammen?

Poreski: Ich habe auch einige technische Patente und den Anspruch, in meinen 70 Wochenstunden meine inhaltlichen Schwerpunkte zusammenzudenken: Mit einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft für Klimaschutz und sichere Arbeitsplätze in unserer Region, für gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen Armut und soziale Ausgrenzung. Ich will, dass sich die Menschen in einer offenen Gesellschaft zuhause fühlen!

Journal: Na dann viel Erfolg!

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