Becker & Müller Schaltungsdruck GmbH: 6-stellige Investitionen für moderne Technik in der Leiterplattenfertigung
Die Entwickler von Produkten wissen das: sie müssen bei Prototypen ihrer Leiterplatten sich immer mit den Fertigern austauschen, ob diese in der angedachten Variante produzierbar sind. Bei exotischen oder sehr innovativen Anforderungen stößt man an die Grenzen, da die Fertigungslinien für bestimmte Prototypen, bzw. Anforderungen, nicht ausgelegt sind. Bei der Becker & Müller Schaltungsdruck GmbH aus dem Kinzigtal im Schwarzwald weiß man das natürlich auch. Die Prototypenfertigung ist einer der Schwerpunkte im Haus. Deshalb wurde in der nahen Vergangenheit eine veritable 6-stellige Summe in die Modernisierung der Fertigungslinien gesteckt, um immer die neueste Technik anbieten zu können.
In der produktionsfreien Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig ging es bei Becker & Müller geschäftig zu. Man konzentrierte sich auf die Modernisierung des Anlagenparks. Geplant war alles natürlich schon mit entsprechendem Vorlauf. Für die Umsetzung hatte man sich die ruhigere Zeit um den Jahreswechsel reserviert.
Immer wechselnde und neue künftige weiter steigende Anforderungen der Auftraggeber hatten diesen Schritt strategisch notwendig gemacht. Was irgendwann, irgendwie machbar ist, wird von irgendwem umgesetzt – und dafür muss die Fertigung gerüstet sein. Es sind jedoch oft genug Investitionen, die betriebswirtschaftlich noch nicht gerechnet werden können. Niemand kann sagen, ob sich die momentan geforderte Technologie auch langfristig am Markt durchsetzen wird. Es fordert an diesem Punkt die richtige Nase, um in die richtige Richtung zu investieren. Es hat sich ausgezahlt, den Entwicklungen vorauszuschauen und die Fertigungsmöglichkeiten anzubieten, bevor sie letztendlich gebraucht werden. Ein waches Auge und ein sicheres Gespür für den Markt sind eine gute Versicherung für die richtigen Investitionen.
Beispielsweise wurde bei Becker & Müller Schaltungsdruck nun in den Ausbau und die Modernisierung des Nassprozess mit einem Vakuumätzmodul von PILL investiert. Mit der Vakuum-Ätz-Technologie konnten in der Industrie bereits gute Erfahrungen gesammelt werden. Standardplatten ab einer Stärke von 50 μm bis hin zu 5 mm können in ein und derselben Anlage qualitativ zuverlässig verarbeitet werden. Durch das technische Update sind nun noch feinere Strukturen in höherer Qualität als bisher umsetzbar. Durch die detaillierte Planung der Aufrüstung konnten Unterbrechungen im laufenden Prozess weitestgehend vermieden werden. Ein Technikerteam von PILL war vor Ort und konnte bei der Arbeit bestens unterstützen.
Durch die Übernahme der Firma Häfele hat sich die Becker & Müller Schaltungsdruck GmbH einen breiteren Fuß im Markt geschaffen. Der gewachsene Kundenstamm mit seinen individuellen und neuen Anforderungen gibt einen guten Überblick über das, was in der Branche den Rahmen für die Anforderungen zukünftig absteckt. Das bisherige Basismateriallager war zu klein geworden, sodass nun eine Investition von 26.000 Euro notwendig geworden war, um den Betrieb des Lagers auf die neu notwendigen Fähigkeiten und notwendige Größe zu bringen. Die von Häfele übernommenen Kunden hatten bezüglich der Basismaterialien teilweise noch andere Anforderungen, als der eigene Kundenstamm. So gibt es bei HF Materialen nun noch weitere Auswahlmöglichkeiten.
Das Basismateriallager wurde vergrößert und die computergestützte Lagerführung aktualisiert und verbessert. In der großen Materialvielfalt im Paternosterlager findet sich das System beispielsweise zwischen FR4 oder PTFE-Materialien problemlos zurecht und macht es schnell und zuverlässig, das richtige Material für den Kundenauftrag zu finden.
Auch zeigte die Analyse, dass das Thema HotAir bei der Verzinnung der Leiterplatten nach wie vor stark verbreitet ist. Die Modernisierung des Oberflächenbereiches also eine weitere Investition mit Perspektive. Gleichzeitig wurde im Prozess eine Änderung der Vor- und Nachreinigung vorgenommen. HAL-Oberflächen sind eben günstiger als chemisch SN oder chemisch Ni/Au und deshalb natürlich von den Kunden nachgefragt. Und da die Entwicklungen der Anlagenbauer selbstverständlich auch vorangehen, war die Investition in diesen Bereich auch eine Investition in verbesserte Qualität, in die Reduzierung der Wartungsintervalle durch eine separate Vorreinigung und Erhöhung der Mitarbeiterproduktivität durch einen Puffer.
Umweltgesichtspunkte und Qualitätssteigerung sind bei der Becker & Müller Schaltungsdruck GmbH wichtige Aspekte in der Entscheidungsfindung. Ausführliche Testreihen mit gründlichen Analysen ergaben, dass in dem moderneren Prozess die Oberflächen noch planer werden. Schliffbilder bestätigen das. Allein in diesem Produktionsbereich wurde mit einem Investitionsvolumen von ca. 80.000 Euro gearbeitet.
Ohne computergestützte Prozesse geht in modernen Fertigungen heutzutage ja nichts mehr. Die Datensicherheit ist ein zentraler Punkt. Daher war klar, dass auch dieser Bereich ein Teil der Investmentstrategie des Dienstleistungsunternehmen war. Um äußere Einflüsse und Risiken zu minimieren wurden örtlich getrennte EDV Systeme, RAID Systeme und weitere Backup-Strategien entwickelt. Es war daher eine Investition in die Sicherheit und Zukunftsfähigkeit. Auch in Richtung der neuen EU Datenschutzgrundverordnung DSGVO (2016). Das europäische Datenrecht wurde angepasst. Nach einer Übergangsfrist bis Mai 2018 müssen spezifizierte Unternehmen Ihre Verfahren, Abläufe und Hardware angepasst haben, damit auch anderen Unternehmen und Personen keine Schäden entstehen.
Der Galvanoautomat erhielt ebenfalls ein „Software-Facelifting“ und die Programmeingabe für die einzelnen Panels über einen Data Matrix Code Leser wurde automatisiert. Hiermit konnte schon vorausschauend weiteren Entwicklungen bei Bedienbarkeit, neuesten Sicherheitsanforderungen und kommenden Verschärfungen in der IT Gesamtstrategie bereits jetzt vorgegriffen werden. Auch hier eine Investition mit Perspektive.
Weitere Investitionen stehen auf der Technology Roadmap bei der Becker & Müller. Sei es eine weitere Messmaschine im Testbereich, ein neues System zur Bohrerverwaltung. Es zeigt sich der Austausch in beide Richtungen zwischen den Entwicklungsabteilung der Produkthersteller und der DFM Abteilung der Leiterplattenhersteller befruchtet eine gesunde Entwicklung.