Was macht eigentlich ein Handballschiedsrichter?
(BW) In Pfullingen geht ohne Handball sportlich gesehen fast gar nicht. Man kann sagen, beinahe jedes Kind war irgendwann mal beim Handball, als kleiner Knirps in der E- oder D- Jugend. Manche stellen dann fest, dass sie vielleicht doch lieber was anderes machen möchten. Die Gründe sind vielfältig, manchen ist der Sport zu schnell, zuweilen geht es auch recht rau zur Sache, manche haben schlicht keine Lust oder sind nicht gut genug. Ganz ähnlich erging es Felix Mayer und Markus Hehn.
Auch die beiden haben schon als Kinder in der gleichen Mannschaft gespielt. „Obwohl wir das Handball-Spielen aufgaben, wollten wir aber dem Sport treu bleiben. Also haben wir beschlossen, Schiedsrichter zu werden“, erklärt Felix Mayer. 2012 haben Felix Mayer und Markus Hehn beschlossen, den Schiedsrichterschein zu machen. Und seit dieser Zeit haben sich die beiden durch zahlreiche Lehrgänge und vor allem ihre guten Leistungen Schritt für Schritt nach oben gekämpft. Gerade aktuell haben sie wieder erfolgreich einen Lehrgang absolviert. Dort werden neben den sportlichen Leistungen auch die Kenntnisse des umfangreichen Regelwerks geprüft.
Als festes Schiedsrichterteam im Nachwuchskader des Deutschen Handballbunds pfeifen sie aktuell Spiele der 2. Bundesliga der Damen und Herren und der Dritten Liga. Dafür sind sie fast in ganz Deutschland unterwegs. Von September bis Juni sind Mayer und Hehn beinahe jedes Wochenende bei Spielen im Einsatz. Manchmal sind sie „nur“ in Nürtingen, manchmal fahren sie aber auch nach Eisenach, Dresden oder Hamm.
Dass sie heute so weit rumkommen, ist keine Selbstverständlichkeit, erklärt Markus Hehn, denn auch Schiedsrichter können in verschiedene Klassen auf- bzw. absteigen und der Konkurrenzkampf unter den Schiedsrichterteams ist bisweilen groß.
Bei etwa 10 Spielen sitzen sogenannte Coaches im Zuschauerraum, die die Schiedsrichter beobachten und deren Entscheidungen analysieren. Sie bewerten, wie das Schiedsrichterteam zum Beispiel 7-Meter vergibt, gelbe Karten ausstellt oder Zeitstrafen verhängt. Das Spiel wird aufgezeichnet und im Anschluss gemeinsam besprochen sowie die Schiedsrichterleistungen bewertet. Dass man bei diesem schnellen Spiel ein gut eingespieltes Team sein muss, versteht sich von selbst. Da beide mit einem Headset ausgestattet sind, reicht dann oft ein schneller Zuruf, manchmal kommunizieren sie aber einfach auch über Blickkontakt oder Handzeichen.
Und doch kann es vorkommen, dass Entscheidungen so oder anders bewertet werden können, dann hilft ein kurzes Gespräch auch mit den Delegierten, die in der zweiten Herren-Bundesliga immer wieder am Zeitnehmertisch sitzen. Einen offiziellen Einspruch, zum Beispiel vom Trainer einer Mannschaft, haben Hehn und Mayer selbst aber noch nie erlebt.
Ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und das tiefe Bewusstsein bei den Entscheidungen auf Ausgeglichenheit zu acht, braucht man aber auf jeden Fall, so Markus Hehn. Offensichtlich funktioniert das bei den Beiden gut. „Wir wurden noch nie körperlich angegriffen. Verbal, gerade auch von den Zuschauern, muss man aber einiges aushalten können und darf es nicht persönlich nehmen“, betont Felix Mayer.
Es gibt viele gute Gründe Schiedsrichter beim Handball zu werden, sagt am Ende des Gesprächs Markus Hehn. Man bleibt sportlich aktiv und ist ganz nah bei seiner Lieblingssportart. Es ist vor allem auch eine sehr gute Persönlichkeitsschule. Ein Schiedsrichter muss schnelle Entscheidungen treffen, mit den Spielern und den Trainern umgehen können, zumal es bei so manchem verlorenen Spiel auch um das Vereinsüberleben geht, und ein Schiedsrichter lernt, mit Konflikten umzugehen. Das Schönste von allem aber ist, da sind sich Felix Mayer und Markus Hehn einig: Man ist mittendrin bei den besten Handballspielen Deutschlands.
Wer jetzt Interesse an dieser spannenden Aufgabe bekommen hat, kann sich in Pfullingen an Frank Mollenkopf wenden. Er ist gemeinsam mit seinem Bruder Gerd schon seit vielen Jahren als Schiedsrichter im Einsatz und Obmann der hiesigen Handball-Schiedsrichter. Den Kontakt gibt es über die Geschäftsstelle des VfL Pfullingen.