AllgemeinAndere Branchen | MoreMore | deutschPfullinger Journal

150 Jahre Olgahöhle – Deutschlands längste Tuffsteinhöhle

(BW) Luftschutzbunker, Abenteuerspielplatz, Kartoffelkeller, Touristen-Anziehungspunkt – Die Olgahöhle in Honau hat schon Vieles erlebt, in diesem Jahr feiert sie ihr 150jähriges Jubiläum. Doch der Reihe nach.

 

Ihre Entdeckung war reiner Zufall

Als Johann Ziegler, durch Zufall bei Steinbrucharbeiten, am 24. Oktober 1874 die Höhle entdeckte, muss er wohl schon eine Ahnung gehabt haben, dass die Höhle etwas Besonderes ist. Denn eigentlich wollte der Stiefvater von Ziegler, die Höhle auf keinen Fall erhalten, im Gegenteil, er wollte den Steinbruch weiter betreiben. Damals hatte Honau 7 Steinbrüche in denen Tuffstein abgebaut wurde. Denn der Abbau dieses Gesteins war zu der Zeit ein äußerst lukratives Geschäft. Er war erstens leicht zu bearbeiten und diente zweitens für Häuser als gutes Dämmmaterial. Beinahe jedes Haus in Honau wurde mit diesem Stein gebaut. Der Honauer Tuffstein schaffte es sogar bis nach Berlin ins Olympiastadion.

Erst nachdem Johann Ziegler gedroht hatte, er werde im Falle einer Zerstörung der Höhle sich für 12 Jahre beim Militär verpflichten, gab sein Stiefvater nach. Von da an schaufelte Johann Ziegler quasi rund um die Uhr den Sand, den die Echaz über Jahrhunderte in die Höhle gespült hatte, wieder aus der Höhle heraus. Und bereits an Pfingsten 1875 wurde die Höhle für die Allgemeinheit geöffnet. Beleuchtet wurde sie mit Kerzen, die wohl sehr eindrucksvoll die Kalkablagerungen und Blumenkohlsinter umflackert haben mussten. „Blumenkohlsinter sind eigentlich Blaualgen, die unter einem Wasserfall entstehen, nach dem Zuwachsen der Höhlendecke, reicherten sich die Algen mit Kalk an und versteinerten zu diesen herrlichen Gebilden,“ erklärt Frank Schüler von der Höhlenforschungsgruppe Pfullingen. Allein diese merkwürdigen, fantastischen Gebilde sind es wert die Höhle einmal zu besuchen.

Ihren Namen hat die Höhle übrigens von Königin Olga von Württemberg, in deren Regiment Ziegler gedient hatte.

Erste elektrisch beleuchtete Höhle Deutschlands

Bereits 10 Jahre nach der Öffnung der Höhle für die Allgemeinheit, sorgte Johann Ziegler für die Elektrifizierung. Er hatte in Stuttgart erstmals ein beleuchtetes Schaufenster gesehen und bestellte daraufhin einen Ringankerdynamo mit 3kW für die Olgahöhle. Der Strom wurde mit Hilfe des Wasserrads der heimischen Ölmühle erzeugt. Damit wurde die Olgahöhle zur ersten beleuchteten Schauhöhle Deutschlands. Auch einige Häuser in der unmittelbaren Nachbarschaft profitierten von dem ersten Elektrizitätswerk. Bald schon kamen die Besucher in Strömen und bestaunten die elektrische Beleuchtung in der Höhle.

Viele Bauern, so erzählt Frank Schüler, hätten damals von den Touristenströmen profitiert, so hätten sie die Besucher für einen kleinen Obulus mit ihren Pferdekutschen von der Höhle zum Bahnhof nach Reutlingen gefahren.

Luftschutzbunker und Abenteuerspielplatz

Nach dem Tod Ziegler geriet die Höhle mehr und mehr in Vergessenheit. Walter Saur, Höhlenwart vom Schwäbischen Albverein OG Honau die gemeinsam mit der Höhlenforschungsgruppe Pfullingen die Höhle betreut, erinnert sich noch, dass sich seine Schwestern und seine Mutter bei Fliegeralarm in der Olgahöhle versteckt hatten. Eine Zeitlang diente sie auch als Kartoffelkeller für den Kreis Reutlingen und als Kühlraum für Getränke für das oberirdisch gelegene Hotel. „Mit 14 Jahren war das für uns Jungen ein toller Abenteuerspielplatz und wir sind dort viel Fahrrad gefahren,“ erinnert sich Walter Saur, außerdem hatte er schon als Jugendlicher interessierte Besucher gegen ein kleines Taschengeld durch die Höhle geführt. Für die breite Öffentlichkeit wurde die Olgahöhle aber erst wieder 1972 zugänglich gemacht.

Olgahöhlenfest an Fronleichnam

Heute ist die Olgahöhle jeden ersten Sonntag im Monat von April bis Oktober jeweils von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.

Und natürlich auch zum 39. Olgafest an Fronleichnam, den 19. Juni von 11.00 – 18.00 Uhr, das diesmal ganz im Zeichen der drei Jubiäeen steht. 150 Jahre Schauhöhle, 150 plus 1 deren Entdeckung und 140 plus 1 die erste elektrische Schauhöhle Deutschlands.

Zu den Programmhighlights gehören daher diesmal auch historische, faszinierende Fotos zur Geschichte, Höhlenführungen, sowie leckeres Mittagessen und Vesper und Kaffee und Kuchen im Festzelt.

Previous post

Die NEUE MITTE lebt - 14 Events bis Anfang August auf der Pfullinger Marktplatzbühne

Next post

This is the most recent story.