Überflieger: Viel Arbeit und viel Spaß im neuen Pfullinger Bikepark
(SH) Das Handy liegt irgendwo unbeachtet zwischen Rucksack, Fahrrad und Schaufel im Dreck. Die Jugendlichen im Pfullinger Bikepark haben gerade Wichtigeres zu tun als digital zu kommunizieren. Seit dem Beginn der Sommerferien arbeiten sie täglich an der Gestaltung ihres Bikeparks. Im Waldgelände zwischen Echaztaler, Tennisverein und Reiterkameradschaft entsteht ein Parcours für Mountainbiker.
Unterstützung von Stadt und MTB-Club
Bis vor ein paar Jahren bauten sich einige der Jugendlichen noch Schanzen im Wald, was zum einen nicht erlaubt und zum anderen auch gefährlich war. Kurzum: Sie machten sich keine Freunde damit, aber irgendwo wollten sie ihr Hobby eben ausüben. Birgit Votteler, Vorsitzende des Mountainbike-Clubs Pfullingen, kam auf die Biker zu, gemeinsam wendete man sich an die Stadt. Diese stellte ein geeignetes Gelände zum Bau eines Bikeparks zur Verfügung. Die Freude bei den Beteiligten war groß, doch bis alle rechtlichen Voraussetzungen und Genehmigungen vorlagen, vergingen noch zwei Jahre. Nach einigen Arbeitseinsätzen wurde eine Firma beauftragt, mit dem Bau des Bikeparks zu beginnen. Die versetzte den MTB-Club aber mehrfach. Deshalb forderte Birgit Votteler die Jugendlichen nun auf, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Gesagt, getan. Seit Juli wird fast täglich am Park gearbeitet. Ein Bagger und ein Dumper, den der Mietpark Schäfer zur Verfügung stellt, erleichtert die Arbeit. Ansonsten ist Muskelkraft angesagt. Wann immer es das Wetter zulässt arbeiten die Jugendlichen an ihrem Bikepark.
Den Streckenplan haben sie im Kopf
Es ist beachtlich, was die Jugendlichen geschaffen haben: in drei Fahrspuren reihen sich Erdhügel an Erdhügel. Was für den Laien aussieht, wie zufällig aufgeschüttete Dreckhaufen, ist Maßarbeit nach Plan. Die Hügel und Bodenwellen haben absichtlich verschiedene Formen: es gibt zum Beispiel einen „Table“ und einen „Double“. Über Letzteren trauen sich nur die geübten Fahrer. „Wenn man nicht weit genug springt, landet man im Loch dahinter, das tut weh“, erklärt Philipp Klink. Er und Colin Oettle waren von Beginn an dabei und haben viele Ideen zur Gestaltung der Schanzen. Inspirationen holen sich die Jugendlichen auswärts, in Bikeparks in Frankreich und Österreich haben sie sich einiges abgeschaut, was jetzt im Pfullinger Park umgesetzt wird. Einen Plan auf Papier gibt es nicht, den groben Streckenplan haben sie im Kopf. Wie lange die befahrbare Strecke momentan ist, haben sie nicht gemessen, „von da oben bis da unten und wieder zurück“ meint Philipp Klink. Ist auch nicht wichtig. Hauptsache, es macht Spaß. Ansonsten wird nach Gefühl gebaut und die Schanzen natürlich immer wieder getestet. Vor allem sonntags, da dürfen sie nicht bauen wegen des Lärms.
Immer mehr kommen zum Fahren und Bauen
Nach den Testfahrten wird dann immer wieder was geändert, repariert oder neu befestigt. Colin Oettle schätzt, dass sie ungefähr die Hälfte der Arbeit geschafft haben. Fertig werden wollen sie im Idealfall noch dieses Jahr. Wobei ihnen bewusst ist, dass man in so einem Park nie ganz fertig ist. Schließlich müssen auch die bestehenden Schanzen immer wieder witterungs- und abriebbedingt in Schuss gehalten werden. Derzeit sind sie ungefähr 25 aktive Biker, die meisten zwischen 9 und 20 Jahren alt, aber „es werden immer mehr“, freuen sich die Jugendlichen. Willkommen sind alle, die Spaß am Mountainbiken haben. Regelmäßig kommen auch Wanderer oder Radfahrer vorbei, die sich dafür interessieren, wieweit die Arbeiten gediehen sind oder den Jugendlichen beim Springen zuschauen. Auch wenn dem ein oder anderen der Passanten angesichts der waghalsigen Sprünge das Herz kurz stehenbleibt, die Reaktionen seien durchweg positiv, meinen Colin und Philipp.
Es wird weiter tatkräftige Hilfe benötigt, wer Lust hat zu helfen, ist jederzeit willkommen. Die Jugendlichen freuen sich aber auch über Getränkespenden oder Grillgut. Und was halten ihre Eltern von der Aktion? „Besser als zuhause rumhängen“, sind sich die Jugendlichen einig.