Süße Sünde: Pralinen made in Eningen
(SH) Budenzauber, Glühweinstimmung, Waffel-, Zimt- und Schokoladenduft – auf die vorweihnachtliche Marktstimmung müssen wir in diesem Jahr verzichten. Nicht aber auf weihnachtliche Gaumensünden. Gebäck, Pralinen und Schokolade schmecken auch ganz coronakonform zuhause. Wer dabei nicht auf industriell produzierte Massenware zurückgreifen will, findet im lokalen Einzelhandel Bruchschokolade und Pralinen aus einer Eninger Manufaktur.
Mit Beginn der kalten Jahreszeit startet Oliver Langguth die Produktion in seiner Pralinen Manufaktur. Den elterlichen Keller in Eningen hat er hierfür umgebaut, natürlich nach den gültigen Hygienestandards. Circa 16 Grad hat es hier durchgehend, das brauchen die Produkte der Langguths, damit sie frisch bleiben. Auf Konservierungsmittel und künstliche Aromen verzichtet der gelernte Bäcker nämlich ganz bewusst. Hier im Keller entwickelt Langguth mit Leidenschaft neue Rezepturen und produziert während der Wintermonate, wann immer es Familie und Hauptberuf zulassen, süße Versuchungen. Wie es dazu kam?
Feuer gefangen für Handwerkskunst
Es gibt Menschen, die machen ihr Hobby zum Beruf und es gibt Menschen, die machen ihren Beruf zum Hobby. Auf die berufliche Laufbahn von Oliver Langguth trifft irgendwie Beides zu. Der Bäckermeister arbeitete zehn Jahre lang in einer Eninger Bäckerei, bis er die Entscheidung traf, sich beruflich zu verändern. Seit einer Weiterbildung arbeitet er als Angestellter beim Landratsamt. Vom Handwerk zum Schreibtisch also. Als seine Frau nach einem Pralinenkurs Selbstgemachtes mit nach Hause bringt, packt ihn das handwerkliche Interesse an der Pralinenherstellung und wohl auch der Ehrgeiz. „So schwer kann das doch nicht sein“ denkt er sich und probiert sich selbst an der hohen Schokoladenkunst. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und so beglücken die Langguths zu Weihnachten Freunde und Verwandte mit selbst gemachten Pralinen. „Da habe ich wieder Feuer gefangen für’s Handwerk“, erinnert sich der zweifache Familienvater. Den neuen Job gibt er deshalb aber nicht auf, sondern beschließt, ein handwerkliches Nebengewerbe zu betreiben. So lässt Oliver Langguth sein neues Hobby zumindest zur Teil-Berufung werden.
Kreative und originelle Eigenkreationen
Die Herstellung von Konfisserie-Produkten wird in der Bäckerausbildung nur gestreift, deshalb bildet sich Langguth seit 2016 selbst zum Schokoladen-Fachmann weiter. Durch Fachliteratur und an der Chocalate Academy in Köln. Von dort kehrt er schokoladen-euphorisch und voller neuer Ideen zurück. Mittlerweile produziert Langguth 17 verschiedene Sorten, deren Rezepturen er alle selbst entwickelt hat. „Gewisse Parameter müssen stimmen wegen der Haltbarkeit, ansonsten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt“, erklärt Langguth. Bis eine neue Sorte fertig entwickelt ist, braucht es Zeit und viele Zwischenverkostungen. Hier muss dann die Familie als Tester und Ratgeber herhalten. Bei der Auswahl der Zutaten ist Langguth wählerisch: “Es braucht hochwertige Zutaten, um hochwertige Produkte zu schaffen“. Fündig geworden ist er zum Beispiel in Pfullingen beim Südtiroler. Gemeinsam mit Michael Villgrattner hat er speziell auf den Südtiroler Laden angepasste Sorten ausgetüftelt. Herausgekommen sind Bruchschokolade mit Schüttelbrot oder Pralinen mit Südtiroler Himbeergeist. Dort und bei weiteren Einzelhändlern in Eningen, Pfullingen und Reutlingen werden die Langguth-Produkte verkauft. Außerdem produziert das kleine Familienunternehmen auf Bestellung für Firmen, Hochzeiten und anderen Veranstaltungen. Es läuft gut für die junge Manufaktur, ausbauen und erweitern will Langguth dennoch nicht. Schon jetzt ist die ganze Familie mit im Einsatz, die Oma zum Beispiel ist Spezialistin für’s Verpacken der Ware. Ohne familiäre Hilfe würde es nicht funktionieren, meint Langguth und außerdem soll die Pralinen Manufaktur auch weiterhin ein Hobby bleiben.
www.langguths.de