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Spitzensport in Corona-Zeiten: Sportlerehrung mal anders

(SH) Eine Veranstaltung mit langer Tradition: seit vielen Jahren ehrt der Sportkreis Reutlingen die besten Sportler aus dem Landkreis Reutlingen. Jedes Jahr wählen rund 400 Vereine und Fachverbände die erfolgreichsten Sportler*innen und Mannschaften. So auch in diesem Jahr. Doch wie so Vieles in diesen Zeiten, musste auch die Ehrungsveranstaltung des Sportkreises coronabedingt verschoben werden. Die Sportler werden nun mit einiger Verspätung für ihre Erfolge in 2019 geehrt: zum ersten Mal outdoor und ohne Publikum. Wir haben mit zwei der Preisträger über ihre Sportart, Erfolge und die Corona-Einschränkungen gesprochen.

 

Catrin Gorzellik: Deutsche Vizemeisterin im Sportklettern

Catrin Gorzellik ist 20 Jahre alt, kommt aus Pfullingen, klettert leidenschaftlich gerne und überaus erfolgreich. 2019 war sie Deutsche Vizemeisterin im Olympic Combined, Baden-Württembergische Meisterin im Lead Speed, Süddeutsche Meisterin im Lead und Baden-Württembergische Meisterin im Bouldern. Alle Nicht-Kletterer haben angesichts der Begriffe jetzt vermutlich ein großes Fragezeichen im Kopf. Auch mir muss Catrin das Vokabular der Sportkletterwelt erst einmal übersetzen. Lead ist Klettern am Seil, Lead Speed Seilklettern auf Geschwindigkeit, Bouldern nennt sich das freie Klettern in Absprunghöhe und im Olympic Combined treten die Athleten in allen drei Disziplinen an. In diesem Jahr kann Catrin noch keine Erfolge vorweisen, denn alle Wettkämpfe wurden aufgrund von Corona abgesagt.

Ab dem 3. Juli soll es dann aber wieder losgehen mit den Nominierungswettkämpfen für den Nationalkader. Hier will sie möglichst gut abschneiden, um auch an internationalen Boulder-Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen. Ein weiteres Ziel für dieses Jahr: das Finale im Seilklettern bei den Deutschen Meisterschaften. Ob diese stattfinden, steht allerdings noch in den Corona-Sternen. Solange wird sie fleißig weiter trainieren, als Landeskader-Athletin darf sie inzwischen wieder zum Training in die Kletterhalle. Das Gute am Klettersport: während die Hallen wegen der Pandemie geschlossen waren, konnte Catrin an den Kletterfelsen rund um Bad Urach und auf der Lenninger Alb trainieren. Seit einem halben Jahr studiert die Sportlerin Energie- und Umwelttechnik in Kempten. Bei der Wahl des Studienorts waren natürlich die Qualität der Kletterfelsen und -hallen in der Umgebung ausschlaggebend. Studium und Training bekommt sie bisher gut unter einen Hut, außerdem hat sie ihren ersten Sponsorvertrag in Aussicht, das werde Vieles einfacher machen, freut sich Catrin.

Und wie muss man sich das Training in der Halle aktuell vorstellen, müssen nach jeder Klettertour die Griffe desinfiziert werden, frage ich sie. „Nein, wir wurden nur gebeten, einen Chalk zu verwenden, der Alkohol enthält,“ antwortet Catrin. Noch so ein Begriff aus der Sportkletterwelt. Chalk nennt sich die weiße kreideartige Substanz, mit der sich die Kletterer für besseren Halt die Hände einreiben.

 

Finn Stütz: Deutscher Jugendmeister in der Nordischen Kombination

Für den Bundeskader-Athleten Finn Stütz waren die Trainingseinschränkungen durch Corona kaum spürbar. Der Pfullinger wohnt in Freiburg und trainiert am dortigen Olympia-Stützpunkt. „Wir sind ja Einzelsportler und trainieren sowieso viel draußen und nach dem Saisonende im Frühjahr sind wir in der Regeneration, da haben wir Wintersportler Glück“, erklärt Finn.

Allein die Tatsache, dass es in Pfullingen eine Skisprungschanze gibt, macht noch keinen Deutschen Meister. Wie kam es also dazu? Für einen Profisportler verhältnismäßig spät, nämlich mit 9 Jahren, fing er im Verein mit dem Skispringen an. Zum Langlaufen und damit zur Nordischen Kombination kam er noch später und nur durch Zufall. Da es beim Skiverband kein separates Training für die Skispringer gab, musste er auch beim Langlauftraining mitmachen und war dort so gut, dass im Alter von 13 Jahren klar war, er würde mit der Nordischen Kombination weitermachen. Als Mitglied des deutschen Schülerkaders wechselte er später nach Furtwangen auf das Ski-Internat, wo er optimale Trainingsbedingungen vorfand und seine Leistung kontinuierlich steigern konnte.

In seiner jungen Karriere musste Finn schon schmerzhaft erfahren, wie nah Freud und Leid beieinander liegen. In der Saison 2018/2019 feierte er seinen bislang größten Erfolg: er wurde Deutscher Jugendmeister in der Nordischen Kombination. Im darauffolgenden Sommer stürzte er und brach sich das Schlüsselbein, damit fiel zumindest der Beginn der nächsten Skisaison ins Wasser. Finn hielt sich weiter fit und freute sich, als er nach der Ausheilung des Bruchs endlich wieder springen durfte, stürzte aber erneut auf das Schlüsselbein, womit die Saison endgültig beendet war. Nach dieser verletzungsbedingten Pause ist Finn jetzt umso motivierter für die kommende Saison. Sein Ziel sind die Junioren-Weltmeisterschaften im März 2021 in Polen. Wenn alles optimal läuft, will er dort eine Medaille mit dem Team gewinnen.

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