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Mord in Sonnenbühl. Wissens- und Lesenswertes auf dem Klimaweg durch das Rinnental

(SH) Direkt neben der Langlaufloipe liegt zwischen den Messgeräten der Klimastation ein toter Mann blutüberströmt im Schnee. Eindeutig Mord! Mit Buch in der einen und fiktiver Tatwaffe in der anderen Hand demonstriert Martin Sowa eindrucksvoll den Tathergang. Sein Opfer Roland Hummel bricht theatralisch im Schnee zusammen. Sekunden später steht er wieder auf, die beiden Männer klopfen sich lachend auf die Schulter. Die beiden Engstinger kennen sich schon lange, haben früher zusammen Handball gespielt und sind auch heute noch ein gutes Team. Gemeinsam bieten sie eine ganz neue Tour auf dem Klimaweg an: die Mordstour.

Klima zum Erleben und Verstehen

Den Klimaweg gibt es seit 2006. Initiiert wurde er vom Tourismusverein Sonnenalb e.V., gefördert und unterstützt wird er von der Gemeinde Sonnenbühl und dem Landkreis Reutlingen. Auf einem circa 9 km langen Rundweg gibt es insgesamt 12 Klimastationen zu entdecken. Auf anschaulichen Tafeln erfahren Besucher viel Interessantes über die Zusammenhänge und Auswirkungen der Entstehung der Schwäbischen Alb, über die Kraft der Bäume und den Klimawandel der Neuzeit. Rund um den Kalkfelsen gibt es alte Meeresriffe zu entdecken, seltene Pflanzen und Karstwannen. Für alle, die es ganz genau wissen wollen, bietet Roland Hummel Führungen auf dem Klimaweg an. Es gibt die klassische Führung, bei der ganz ohne Mord klimatologisches Wissen vermittelt wird oder eben neuerdings gemeinsam mit Martin Sowa eine Führung mit etwas mehr Dramatik, bei der es mitunter spannend und lustig zugeht.

Wetterfrosch trifft Krimiautor

Martin Sowa ist promovierter Sonderpädagoge in Rente, er arbeitete beim Baden-Württembergischen Sozialministerium als Referent für Inklusionssport. Im Bereich Behindertensport hat er einige Bücher veröffentlicht und engagiert sich seit vielen Jahren bei der TSG Reutlingen Inklusiv. Von Ruhestand also keine Spur. Wenn eine Idee mal da ist, dann packt Sowa sie auch an, nicht nur im Behindertensport. Und letztes Jahr kam ihm dann eben die Idee, einen Krimi zu schreiben. „Fachbücher habe ich schon viele geschrieben“, sagt Sowa, „ich wollte einfach mal wissen, ob ich was anderes auch hinkriege.“ Gesagt, getan. Im Herbst 2019 erschien „Mord im Rinnental“ beim Oertel und Spoerer Verlag. Als Schauplatz für sein Krimidebüt wählte Sowa die ihm vertraute Umgebung von Engstingen bis nach Stuttgart. Viel Lokalkolorit schwingt mit im Krimi, sowohl bei den Orten, als auch bei den Menschen. Sowa beobachtet gerne Mensch und Natur und ließ diese Beobachtungen auf humorvolle Art in sein Buch einfließen. Der Krimi war gerade veröffentlicht, als schon die nächste Idee aufkam: eine Lesung an den Orten des Geschehens. Seither bietet Martin Sowa gemeinsam mit Roland Hummel die „Mordstour“ an.

Roland Hummel ist Klimatologe und betreibt seit 31 Jahren die Wetterstationen im Großen Rinnental. Regelmäßig kommt er hierher, um die Daten abzulesen und regelmäßig kann er Rekordwerte vermelden: bis -40°C im Winter und bis -5°C im Sommer. Am 6. Mai 2019 wurden beispielsweise -8°C gemessen. Solch extreme Werte entstehen aufgrund der geologischen Beschaffenheiten und der vielen Sonnenstunden vor Ort. Scheint tagsüber die Sonne, heizen sich die durch die Verkarstung oft trockenen Böden und die Luft in den Mulden besonders intensiv auf. Man spricht von einem Strahlungstag. Dagegen kühlen sich diese Tallagen in den wolkenlosen und windschwachen Nächten besonders stark ab. Dieses Phänomen wird als Strahlungsnacht bezeichnet. In diesen besonderen Nächten entstehen „Seen“ aus Kaltluft in den Tälern, da die kalte, schwere Luft von den Bergen hinab in die tieferen Täler fließt. Am Morgen nach solchen Nächten zieht oft ein Nebelschleier wie ein Fluss durch das Rinnental. Eine spannende Kulisse nicht nur für einen Krimi, sondern auch für klimatische Erkundungen.

Wer eine Mordstour mit Martin Sowa und Roland Hummel bucht, darf sich auf einige Überraschungen gefasst machen. Sowa hat nämlich nicht nur schriftstellerisches, sondern auch schauspielerisches Talent. Kombiniert mit Hummels meteorologischem Wissen, dazu noch ein paar kulinarische Leckereien, steht einem unterhaltsamen Ausflug nichts mehr im Wege.

 

Der Klimaweg (Gesamtlänge ca. 9 km) kann jederzeit auch ohne Führung begangen werden, Infos unter www.sonnenbuehl.de

Klimaweg Führungen: Roland Hummel, humwetter@aol.com, 07129/7147

Mordstour: Martin Sowa, martin.sowa@gmx.net, 01577/5842564

Die nächste Krimilesung findet statt am 3. März, 15 Uhr im Café „Zimmer 4“ in Großengstingen

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