Kult ’19: Neue Leitung im Jugendhaus Eningen
(SH) Über sechs Jahre lang hat Michael Löcke das Jugendhaus in Eningen geleitet. Seit Sommer dieses Jahres ist der Sozialpädagoge im Ruhestand. Seine beiden Kollegen Markus Nill und Achim Viohl bleiben der Einrichtung weiter erhalten, der Träger Pro Juventa sucht aktuell eine Nachfolgerin für Michael Löcke. So ganz hat sich Löcke aber noch nicht in den Ruhestand verabschiedet, er wird im Kult’19 in Form einer 10%-Stelle und auch im Integrationsmanagement der Gemeinde Eningen weiter tätig sein. Wir haben Michael Löcke zur Arbeit als Jugendreferent befragt.
Journal: Warum haben Sie sich dazu entschieden weiterzumachen?
Löcke: Ich fühle mich fit und arbeite gern in Eningen. Ich bleibe noch für eine Übergangszeit dabei, damit die angefangenen Projekte auf jeden Fall weitergehen. Die kulturellen Veranstaltungen sollen nicht sterben, da muss man dranbleiben. Genauso bei der Integrationsarbeit. Ich leite schon über drei Jahre lang ein Sportprojekt mit Flüchtlingen und Jugendlichen, das mir am Herzen liegt, das und anderes will ich gerne weiter machen.
Journal: Welche Aufgaben gibt es für die Mitarbeiter von pro Juventa im Jugendhaus in Eningen?
Löcke: Wir gestalten Freizeitangebote in den Räumen des Kult´19. Wir sehen uns als Ergänzung zu den Angeboten von Sportvereinen, Musikvereinen und kirchlichen Einrichtungen und versuchen junge Leute zu erreichen, die in solchen Einrichtungen nicht integriert sind. Außerdem bieten wir Beratung bei Konflikten im persönlichen Umfeld an.
Journal: Wie läuft so eine Beratung ab und wie kommen Sie an die Jugendlichen ran?
Löcke: Die jungen Leute kommen mehr oder weniger regelmäßig hierher, man lernt sich kennen und es entstehen Beziehungen und Gespräche. Wenn wir erkennen, dass Bedarf da ist, dann bieten wir unsere Unterstützung an. Zum Beispiel auch beim Bewerbung schreiben. Wir haben aber auch schon Eltern gehabt, die sich Sorgen um ihre Kinder gemacht haben und auf uns zugekommen sind.
Journal: Das Kult`19 ist auch für seine kulturellen Veranstaltungen bekannt geworden.
Löcke: Ja, das stimmt. Wir bieten jungen Musikern die Möglichkeit, im Jugendhaus zu proben und erste Auftrittserfahrungen zu sammeln. Da gibt es eine sehr gute Kooperation mit der Musikschule Reutlingen und anderen Musikschulen.
Journal: Das klingt nach einem funktionierenden Netzwerk. Gibt es noch mehr Beteiligte?
Löcke: Ja. Wir sind die Schnittstelle in der Jugendarbeit. Pro Juventa, die Gemeinde Eningen und der Ortsjugendring kommen hier zusammen. Mein Ziel war es, darüber hinaus weitere Kooperationen zu entwickeln, zum Beispiel mit der Achalmschule, mit Vereinen und Kirchen, dem AK Asyl und der Gesunden Gemeinde. Das hat auch gut geklappt. Daraus sind Projekte entstanden wie Filmwochen, Theater-AG, Discos, Hausaufgaben-Hilfe und noch mehr. Damit in Zukunft auch spezielle Angebote für Mädchen dazukommen, möchte Pro Juventa als meine Nachfolge eine Frau ins Team holen.
Journal: Was hat sich durch Corona verändert im Jugendhaus?
Löcke: Wir hatten ca. ein viertel Jahr ganz geschlossen, der Kontakt zu den jungen Leuten war aber trotzdem da. Wir gehen ja auch bewusst raus zu den Treffpunkten und sprechen die Jugendlichen an. Während der Schließzeit bin ich oft auf der Straße angesprochen worden, wann denn das Jugendhaus endlich wieder aufmacht. Inzwischen haben wir wieder geöffnet – Mittwoch 16-21 Uhr und Freitag 18-21 Uhr.
Mit reduzierter Personenzahl, Hygienevorschriften und Abstand. Das müssen wir den jungen Leuten dann immer wieder ins Bewusstsein rufen. Ansonsten schmerzt es natürlich, dass keine Veranstaltungen mehr stattfinden können. Stattdessen gab es zuletzt Openair- Konzerte im Park am Türmle.
Journal: Was ist Ihnen wichtig bei der Arbeit mit Jugendlichen?
Löcke: Wir wollen Kinder und Jugendliche aus allen Schichten ansprechen, so etwas gelingt mit speziellen Projekten, wie z. B. dem Film Club, die jetzt durch Corona leider vorübergehend nicht mehr möglich sind.
Junge Leute können hier ihre eigenen Ideen einbringen. Wir achten darauf, dass sie sich angemessen verhalten, fair bleiben, dass Herkunft keine Rolle spielt und kein Mobbing stattfindet. Spaß und Unterhaltung sollen im Vordergrund stehen.
Journal: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute für die Arbeit im Kult’19.