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Schulleiter Hannes Blumenstock: Jedes Kind hat besondere Bedürfnisse

Interview mit Hannes Blumenstock Schulleiter der SBBZ in Pfullingen

Vier Jahre lang musste Hannes Blumenstock warten bis er nun feierlich in das Amt des Schulleiters am Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum, kurz SBBZ, an der Uhlandschule eingesetzt wurde. Seit Juli 2018 hatte er das Amt kommissarisch übernommen. Im Frühjahr 2021 hatte er sich ganz offiziell für die Schulleitung beworben, die Ernennungsurkunde hatte er dann auch bereits im Mai 21 erhalten. Nur mit den Feierlichkeiten hatte es coronabedingt ein bisschen gedauert.

Wir haben uns mit Hannes Blumenstock über die besonderen Herausforderungen der letzten Jahre unterhalten.

 

Herr Blumenstock, als Thema für Ihre Einsetzungsfeier haben sich das Lehrerkollegium und die Schüler für ein Piratenschiff entschieden. Trommeln haben Sie lautstark begrüßt und ein bekanntes Seefahrerlied (ein Shanty) haben sie für Sie umgedichtet. Kapitän der lebhaften Truppe sind Sie. Steckt darin ein Körnchen Wahrheit, sind Kinder- und Jugendliche der SBBZ wilder und umtriebiger als andere?

Blumenstock: Wir suchten ein passendes Motto, welches das Schulfest für unsere Schülerinnen und Schüler und meine Einsetzung verbindet. Durch die mehrjährige Tätigkeit als Schulleiter kennen mich viele Schüler*innen nur als Schulleiter. Deswegen sollte es ein spielerisches, weniger offizielles Motto sein, mit dem sich unsere Schüler*innen identifizieren können. Unsere Schüler*innen sind besonders – in verschiedenster Ausprägung: Es gibt besonders Wilde (aber nicht so viele), besonders Stille, viele mit wenig Selbstwertgefühl, das wir versuchen (wieder-)aufzubauen. Es gibt welche, die sich nicht anpassen wollen (aber nicht so viele) und welche, die sich gerne anpassen und einfinden würden, aber nicht so recht wissen, wie das geht.

 

Wo sehen Sie die besondere Herausforderung eines Rektors der SBBZ, im Vergleich zu einer regulären Grund- und Hauptschule?

Es gibt kaum Routine im Alltag (ob das an einer Regelschule anders ist, vermag ich nicht zu sagen). Wir müssen versuchen, uns um jeden einzelnen Schüler zu kümmern. Jedes Kind hat besonders ausgeprägte Bedürfnisse, Stärken und Schwächen. Dafür brauche(n) ich (wir) qualifizierte Kolleginnen und Kollegen, sei es als Lehrer*innen, Schulsozialarbeiterinnen, Schulbegleitungen, Helferinnen in der Mensa, Lesepat*innen, Mitarbeiter*innen des Jugendamtes und nicht zuletzt die Eltern… Die gute Zusammenarbeit an gemeinsamen Zielen ist essentiell für unsere Schüler*innen.

 

Wie wollen Sie die SBBZ neu/anders gestalten? Haben Sie Pläne für Änderungen/Neuerungen an der Schule?

Ich wünsche mir Verhältnisse wie vor sechs bis acht Jahren.
Seitdem ist die Personalsituation kontinuierlich schlechter geworden. Seit ich Schulleiter bin, muss ich Personalnot umgehen und Mängel verwalten. Schulentwicklung geht nach meiner Überzeugung nur, wenn man zu einer Idee auch die Menschen hat, mit denen sich diese weiterentwickeln und umsetzen lässt.

Unser Ziel ist, jedem/jeder Schüler*in so viel wie möglich für ein selbstbestimmtes Leben mitzugeben. Was das konkret bedeutet, hängt immer auch von den einzelnen Schüler*innen ab, die uns anvertraut werden.

 

Wie hart hat die SBBZ die Corona Pandemie getroffen? Und wie versuchen Sie die möglichen Defizite auszugleichen?

Die Schulschließung hat auch unsere Schüler getroffen. Wir haben sie bestmöglich betreut und versucht, die besonders unterstützungsbedürftigen Schüler*innen durch Notbetreuung zu erreichen. Um Gemeinschaftserlebnisse zu ermöglichen, haben wir im zweiten Halbjahr beispielsweise Ausflüge, Schulhausübernachtung, Lama-Wanderungen für einzelne Klassen sowie einen Eislauf- und Wandertag und nicht zuletzt das Schulfest und die Einsetzungsfeier mit der ganzen Schule durchgeführt. In den letzten Wochen haben wir über das Programm „Rückenwind“ des Landes Baden-Württemberg zusätzliche Kurse zur Sprachförderung, Grundlagenförderung in Mathematik und ein Ballsportangebot für Hauptstufenschüler*innen einrichten können.

 

Hegen Sie Befürchtungen, was den kommenden Herbst, bzw. das kommende Schuljahr anbelangt?

Ich rechne wieder mit Maskenpflicht und regelmäßigen Testungen. Mit FFP2-Masken können wir uns alle gut schützen. Aber ich hoffe, dass es keine Schulschließungen mehr gibt. Die maskenbedingten Einschränkungen und Belastungen sind unvergleichlich geringer als die Folgen der Schulschließungen.

 

Was glauben Sie, wie können Eltern, Förderverein und Stadt Pfullingen die Schüler und Schülerinnen unterstützen?

Der Förderverein unterstützt uns nach Kräften, indem er viele
Aktivitäten finanziert oder bezuschusst, die das soziale Miteinander fördern. Auch die Lesepaten sind ein echter Gewinn für unsere Schülerinnen und Schüler, die aufs Frühjahr ihr Angebot wieder haben aufleben lassen. Wir freuen uns sehr über neue Mitglieder im Förderverein, seien es Eltern oder auch Freunde und Unterstützer der Uhlandschule. Menschen, die Aktivitäten für einzelne Kinder oder kleinere Gruppen im Rahmen unseres ergänzenden Nachmittagsangebots anbieten, sind herzlich willkommen!

Die Stadt ist in regem und sehr konstruktivem Austausch mit uns. Sie ist dabei, die Finanzierung unserer Küchenhelferinnen auf eine neue Grundlage zu stellen. Das nächste größere Thema wird das Angebot der Ganztagesbetreuung sein das für Schüler*innen der Klassen 1-4 ab Herbst 2025 gewährleistet sein soll.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

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