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Fliegende Kunstwerke – Peter Hespeler baut meisterhafte Drachen

(SH) Herbstzeit ist Drachenzeit: Kaum frischt der Wind auf, zieht es manchen Vater mit seinen Kindern aufs freie Feld zum Drachensteigen. Die anfängliche Begeisterung schlägt oft in Frust um: der Papa rennt sich die Lunge aus dem Hals, um den Drachen in die Luft zu bekommen und nach mehreren Abstürzen sind die Leinen so verheddert, dass die Aktion abgebrochen wird. „Hier in Süddeutschland ist Schwachwindgebiet, der Wind ist ungleichmäßig, deshalb ist Drachensteigen auf der Alb richtig Stress“, erklärt Peter Hespeler. Er muss es wissen, schließlich ist der Eninger Drachenkünstler mehrfacher deutscher Meister im Kunstdrachenfliegen.

Der Grundschulrektor studierte Kunst mit Schwerpunkt Grafik, Druckgrafik und Fotografie, sein Bruder Uwe Hespeler war begeisterter Drachenbauer. So kam das Eine zum Anderen, Peter Hespeler begann 1985, seine Kunst auf den Drachen des Bruders abzubilden und neue Designs und Formen für die Flugdrachen zu entwickeln. Die Brüder waren schnell erfolgreich, gewannen mehrere deutsche Meisterschaften und Titel auf internationalen Drachenfesten. Originalität, Verarbeitung, Flugbild und Flugverhalten sind die Kriterien, nach denen die fliegenden Kunstwerke von einer Fachjury bewertet werden.

Neue Technik ermöglicht detailreiche und kunstvolle Drachen

Ein Meilenstein seiner künstlerischen Arbeit ist die von Peter Hespeler erfundene Mosaiktechnik. „Im Vergleich zur herkömmlichen Technik ist dies eine effektive und zeitsparende Methode, die Drachen sind besser auf Zug, werfen keine Falten und sie ermöglicht auch besondere Motive, die sonst nicht möglich wären“, erklärt der Kunstlehrer. Und eine weitere Neuheit brachten die Brüder in die Welt der Drachenbauer: sie waren die ersten, die sich von der traditionellen viereckigen Form lösten und asymmetrische Drachen bauten. Dabei ist viel Tüftelei gefragt, denn neue Formen brauchen neue Stangen, die Stabführung muss für jeden Drachen neu entwickelt werden. Als Material dient dem Künstler bis heute der verschieden farbige Nylonstoff Spinnaker, die Stangen bestehen aus Carbon. Nur so sind die Drachen leicht genug, um auch im windschwachen Süddeutschland fliegen zu können.

Die Landschaft als Galerie

30 bis 60 Arbeitsstunden braucht Peter Hespeler für einen Drachen. Bei der Gestaltung seiner Drachen achtet er besonders auf klare Formen und Farben. Heraus kommen immer wieder neue fliegende Figuren von höchstem künstlerischem Anspruch, die ihre ästhetische Wirkkraft erst unter freiem Himmel, getragen vom Wind, entfalten. Für Peter Hespeler sind die Drachen wie Bilder am Himmel, die von der Natur im Hintergrund in Szene gesetzt werden.

Seit vielen Jahren präsentiert der Künstler seine Drachen bei Meisterschaften und Drachenfesten weltweit. Er hat sich einen Namen in der Szene gemacht und wird regelmäßig zu namhaften Drachenfesten eingeladen. Eine Viertel Million Menschen besuchen solche Großveranstaltungen und lassen sich eine Woche lang von Tausenden Drachen begeistern. Peter Hespeler selbst beeindruckt bei den internationalen Festen die kulturelle Vielfalt: „In Ländern wie Malaysia und China haben Drachen eine ganz andere Bedeutung, sind fester Bestandteil der Kultur.“

Ab und zu stellt Peter Hespeler seine Werke auch ganz klassisch in Galerien und Gebäuden aus, wie 2001 im Stuttgarter Flughafen. Riesige bunte und prachtvolle Elfen, Drachen und Katzen brachten damals Farbe in das Leben des Terminal 1. Die bunten Fluggeräte hingen in bis zu 22 Meter hohen Baumstützen des Flughafens. Rund ein halbes Jahr Vorbereitungszeit brauchte die Ausstellung. Um den laufenden Flugbetrieb nicht zu stören, wurden die Drachen in Nachtschichten an der Decke befestigt. Der Lohn für die Mühen: die Drachen wurden von rund 350 000 Fluggästen bewundert.

Herr Mohn als Geschenk zum 80. Geburtstag

Ganz andere und sehr besondere Drachen wurden in Speyer anlässlich des 80. Geburtstages von Paul Maar ausgestellt: die Figuren der Buchreihe „Das Sams“. Mit dem Kinderbuchautor verbindet Peter Hespeler eine besondere Freundschaft. Kein Wunder also, dass inzwischen alle Buchfiguren als Drachen in Hespelers Werkstatt lagern. Angefangen hat er mit dem Sams als Überraschung für den Autor: „das war toll, bis in den Abend hinein war ich mit Paul Maar beim Drachenfliegen. Wir haben das Sams fliegen lassen, bis wir nichts mehr gesehen haben“, erinnert sich Hespeler. Nach und nach kamen dann die anderen Figuren hinzu: „Herr Taschenbier ist acht Meter lang und Herr Mohn habe ich ihm zum 80. Geburtstag geschenkt“.

Der Bruder Uwe Hespeler hat sich schon länger aus der Drachenszene verabschiedet. „Wie die meisten nach 10 oder 15 Jahren“, meint Peter. Für ihn ist aber noch lange nicht Schluss: der 62jährige Lehrer und Rektor steht kurz vor der Pensionierung und hat schon die großen Drachenfeste im Blick, die er bisher noch nie besuchen konnte, weil sie außerhalb der Schulferien stattfinden. Auch hier in der Region gibt es einige Drachenfeste im September und Oktober, die Termine findet man unter www.drachen-feste.de. Weitere Bilder und Infos unter www.hespeler-kites.de.

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