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Von neuen und alten Bräuchen

Adventskranz, Christbaum und Co. gehören in der Weihnachtszeit einfach dazu. Aber woher kommen diese Bräuche und was genau hat ein geschmückter Tannenbaum mit Weihnachten zu tun? Wir versuchen uns an ein paar Erklärungsversuchen für die ein oder andere Weihnachtstradition. Natürlich ohne Anspruch auf historische Richtigkeit, denn Bräuche haben alle dieselbe Eigenschaft: sie wurden und werden im Lauf der Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte gerne von vielen Menschen und Institutionen ganz unterschiedlich genutzt, interpretiert und weiterentwickelt.

Der Christbaum und sein Schmuck

„Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter?“ Ja, es heißt tatsächlich Blätter. Botanisch gesehen sind die Nadeln des Tannenbaums Blätter mit kleiner Oberfläche. Übrigens war das Lied bei seiner Entstehung im Jahr 1820 ein Liebeslied und wurde erst später zu einem Weihnachtslied umgedichtet. Daher auch die noch bekannte aber seltsam klingende Variante „wie treu sind deine Blätter“. Grüne Pflanzen als Dekoration im Winter sind schon im alten Ägypten belegt. Im Christentum stammen erste schriftliche Belege aus dem 16. Jahrhundert. Für die winterliche Darstellung der Geschichte von Adam und Eva wurde ein grüner Paradies baum benötigt. Da im Winter nur die Nadelbäume grün waren, musste eben ein solcher herhalten. Im Lauf der Jahre und mit Zunahme der Bedeutung der Weihnachtsgeschichte wandelte sich dieser vom Paradiesbaum zum Christbaum. Ab dem 19. Jahrhundert verbreitete sich der Christbaum von Deutschland aus in die ganze Welt.

Auch der Brauch, den Weihnachtsbaum zu schmücken, stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus Deutschland. Zunächst wurden die Bäume mit Leckereien wie Äpfel, Nüsse und Süßigkeiten geschmückt. Die Springerle zum Beispiel waren ursprünglich Baumdekoration. Bevor der Baumschmuck industriell hergestellt wurde, war es Tradition diesen alljährlich selbst zu basteln. Heute kaum noch vorstellbar: während der beiden Weltkriege wurden am Fest der Liebe die Christbäume mit Bomben, Kriegsschiffen und Nazi-Symbolen geschmückt. Wer später warum auf die Idee kam, Glaskugeln aufzuhängen, ist nicht belegt. Bleibt zu hoffen, dass diese keine Überbleibsel der Weltkriegs-Bomben sind. In den USA ist es Tradition, eine grüne Weihnachtsgurke an den Baum zu hängen. Wer die zwischen den grünen Nadeln schlecht sichtbare Gurke findet, bekommt ein extra Geschenk. Die Amerikaner sind übrigens fest davon überzeugt, dass dieser Brauch aus Deutschland kommt.

Adventskranz und Adventskalender

„Advent Advent, ein Lichtlein brennt“…Der Adventskranz mit vier Kerzen darauf geht auf eine Idee von Johann Hinrich Wichern zurück. Im Jahr 1839 wollte der Hamburger Pfarrer und Heimleiter in evangelisch-christlicher Mission den bedürftigen Kindern die Zeit bis Weihnachten verkürzen und sichtbar machen, wie viele Tage es noch bis zur Ankunft Jesu Christi sind. Auf einem Wagenrad befestigte er hierzu 28 Kerzen, von denen täglich eine neue entzündet wurde. Geblieben sind die vier großen Kerzen, welche die Adventssonntage symbolisieren. Dieser Brauch hat sich erst nach dem zweiten Weltkrieg von Norden aus Richtung Süden, von evangelisch geprägten Regionen hinüber zu katholischen und von Kirchen weiter in private Wohnzimmer ausgebreitet. Unterwegs hat sich der Brauch in verschiedene Richtungen verselbständigt. In Norwegen etwa müssen die Kerzen violett sein, im Erzgebirge rot. Auch das Adventsgedicht hat in jüngster Tradition eine neue Strophe bekommen: …“und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt.“

Ähnlich wie der Adventskranz ist auch der Adventskalender als Zählhilfe bis Weihnachten für die Kinder entstanden. In seinen ersten Formen zu Beginn des 19. Jahrhunderts war dieser freilich noch nicht mit Süßigkeiten und Spielzeug gefüllt wie heute. Zunächst bestand er aus 24 Bildern, aus Kreidestrichen, die täglich durchgestrichen wurden oder die Kinder durften jeden Tag einen von 24 Strohhalmen in die Krippe für das Jesuskind legen.

Heiliger Morgen und Christbaumloben

Eine ganz andere und weitaus jüngere Tradition gibt es erst seit einigen Jahren und trotzdem ranken sich auch hier schon verschiedene Gerüchte über deren Entstehung. Angeblich traf sich eine Gruppe Männer, alle auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk für die Frau, am Heiligen Morgen auf ein Bier in einer Reutlinger Kneipe. Aus einem Bier wurden viele, weitere Last-Minute-Geschenke-Shopper kamen dazu und trafen sich im Jahr darauf wieder. Inzwischen ist der Heilige Morgen zu einer riesigen Party geworden, bei der man Freunde trifft, feiert und sich das bevorstehende Familienfest schön trinkt. Ums freundschaftliche Schöntrinken geht es auch beim Christbaumloben. Angeblich ist auch dieser Brauch im Schwäbischen entstanden und zieht inzwischen seine Kreise bis nach Bayern. Ist die Weihnachtszeit vorüber, zieht man von Haus zu Haus, lobt dort die Schönheit des Christbaumes und bekommt dafür einen Schnaps. Ob es auch diese jüngeren Traditionen schaffen, ähnlich wie Adventskranz, Christbaum und Glaskugeln, sich über die Jahrzehnte in die Welt hinaus zu verbreiten? Wenn nicht nochmal eine Pandemie dazwischen kommt, stehen die Chancen vermutlich gut.

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