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Corona und Depressionen – Die Selbsthilfegruppe Lebenschance in Pfullingen

(BW) Seit ziemlich genau zwei Jahr leben wir hier in Deutschland mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2. Am 28. Januar 2020 wurde der erste Coronafall in Bayern gemeldet. Seitdem haben wir zahlreiche Lockdowns erlebt, unser Leben ist geprägt von Homeoffice und Schulschließungen, berufliche Existenzen sind bedroht und viele von uns leben in der ständigen Angst man könnte sich irgendwo mit dem Virus anstecken.

Laut einer Studie des amerikanischen Neurowissenschaftlers und Professors für Psychatrie kämpft unsere Psyche derzeit mit zwei eigentlich unvereinbaren Forderungen, zum einen der Angst vor der Ansteckung und daraus folgend die selbstgewählte Isolierung und zum anderen dem Drang nach Kontakten, um sich sicher in der Gemeinschaft zu fühlen.

Und auch die Chefärztin der Klinik für Psychiatrie an der Helios-klinik in Leipzig Professor Katarina Stengler bestätigt, dass die Pandemie für Menschen mit und ohne psychische Erkrankungen eine große Herausforderung darstellt. Im Gegenteil sogar, Menschen die vor der Pandemie sozial sehr aktiv waren, sich in Vereinen engagiert haben und viele soziale Kontakte hatten, hat das „social distancing“, das Fehlen der Kontakte häufig noch viel mehr aus der Bahn geworfen, als Menschen, die ohnehin wenig soziale Kontakte gepflegt haben.

Das kann Sandra Ebinger, die Gründerin der Selbsthilfegruppe „Lebenschance-Depressionen“ in Pfullingen bestätigen. „Am
Anfang der Pandemie stand das Telefon bei mir nicht mehr still, viele Neue haben angerufen, die mit der Situation nicht klarkamen,“ bestätigt sie. Erst kürzlich habe eine etwa 30 Jahre alte Mutter angerufen, die nicht mehr ein noch aus wusste. Wohingegen sich für viele Menschen mit Depressionen eigentlich gar nicht so viel geändert habe, weil diese Menschen ohnehin oft sehr zurückgezogen leben.

Gedankenaustausch in der Gruppe ist wichtig

Regelmäßig hat sich die Selbsthilfegruppe in Pfullingen im Familienzentrum auch während der Lockdowns, getroffen und sich über Probleme, Ängste und Sorgen ausgetauscht. Dies ist für die 15 Personen oft die einzige Möglichkeit, denn Therapieplätze sind nur schwer zu bekommen und sie nehmen dafür zum Teil lange Anfahrtswege in Kauf, da sie von Rottenburg, Bad Urach oder auch Metzingen kommen. Am Anfang haben viele in ihrer Gruppe die neue Situation sogar genossen, man habe wieder die Vögel zwitschern hören, die Poser auf der Straße fehlten oder die Hektik im Alltag habe nachgelassen, zitiert Sandra Ebinger einige Erfahrungen. Doch dann sei die Stimmung plötzlich umgeschlagen, die Verunsicherung sei groß darüber, wie man sich richtig verhalten soll.

Spaziergänge als alternative zu Gruppentreffen

Seit vergangenen November hat sie die regelmäßigen Treffen nun ersteinmal eingestellt, der Grund dafür liegt ausgerechnet im Tragen der Masken. „Wenn wir während der Gespräche die Masken aufhaben, dann funktioniert das nicht richtig, die Mimik fehlt, man versteht die Leute schlecht, deshalb pausieren wir jetzt erstmal,“ so Sandra Ebinger.

Allerdings ist ihr bewusst wie wichtig depressiven Menschen der Austausch untereinander ist. Da aber ein Austausch über die sozialen Medien, oder über online Dienste wie Teams oder skype o.ä. nicht richtig funktionieren, hat sich Sandra Ebinger nun entschlossen Spaziergänge samstagnachmittags anzubieten. „Wir wollen einen ungezwungenen, gemütlichen Gedankenaustausch an der frischen Luft, weil ich merke, dass den Menschen die gemeinsamen Gespräche fehlen,“ sagt sie.

Wer Interesse hat an einem gemeinsamen Gedankenaustausch muss sich vorher bei Sandra Ebinger anmelden unter 07121-790768 oder per Mail an: s.ebinger@gmx.net.

Sie gibt auch gerne Auskunft zur Selbsthilfegruppe „Lebenschance-Depressionen“ in Pfullingen und zu weiteren Hilfsangeboten in der Region.

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